12/4  Abnehmen in Eglisau

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Medienkonferenz der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz heute Morgen in Eglisau. Das ist der Ort, aus dem in den kommenden 12 Wochen die SF 1-Doku-Serie „Ein Ort nimmt ab“ kommen wird. Start: Freitag, 13. April, 20 Uhr.

Aber um die Serie und den Ort geht es nur nebenbei, obwohl Peter Keller, der Gemeindepräsident, die Gunst der Medien-Stunde schon nutzen und sein Städtchen gut präsentieren kann. Hauptgrund ist die Ankündigung der „zweiten Welle“ zur Kampagne „gesundes Körpergewicht“, die sich Gesundheitsförderung Schweiz (GFS) für die kommenden vier Jahre mit einem Budget von rund 30 Mio Franken auf die Fahne geschrieben hat.

Herbe Kritik ist heute denn auch in FACTS zu lesen: GFS zelebriere sich selber mit dem Geld der KassenpatientInnen, undurchsichtig sei der Prozess der Projektbewilligungen, bei denen die Vertreter im Stiftungsrat oft in eigener Sache Geld für eigene Interessen transferierten… und im Bundeshaus rege sich Groll. Der Gesundheitsminister sinne auf Remedur. Da kam die Kritik aus Adipositas-Fachkreisen an der ersten Plakat-Welle gerade gelegen.

Nun, die zweite Welle läuft nach dem gleichen Prinzip ab: „verfettete“ Gegenstände (ein Velo, Inline-Skates und Laufschuhe) rufen dem faulen Benutzer zu, er solle sie wieder mal bewegen, man sehe doch, wie sie wegen dem Bewegungsmangel Gewicht angesetzt hätten…. – Auch dieser Ansatz ist originell, witzig gemeint und will es vermeiden, dass betroffene Personen politisch unkorrekt abgebildet werden. Unverändert wieder aufgenommen wird der Slogan, der beim ersten Mal die Fachgemüter vor allem erhitzt hat: Es braucht wenig, um viel zu verändern.

Ob das klug ist, kann man sich fragen. Und auch jetzt bietet sich natürlich Anlass zu Kritik: mit diesen Sujets wird der Eindruck erweckt, mangelnde Bewegung sei der alleinige Grund für eine Gewichtszunahme… es wird gewissermassen ausgeblendet, dass Adipositas in den meisten Fällen eine chronische Krankheit ist, die viele, ganz verschiedene Ursachen hat, von denen einige noch längst nicht ausreichend erforscht sind. Solche Kritik ist bzw. wäre durchaus berechtigt… aber sie würde erneut verkennen, dass es gar nicht möglich ist, mit plakativen Botschaften einen komplexen Sachverhalt hinreichend vertiefend darzustellen.

Also pickt die Kampagne den Bewegungs-Aspekt heraus und weist die noch Normalgewichtigen (und die erst leicht Übergewichtigen) darauf hin, dass mehr Bewegung zumindest ein Anfang ist. Entsprechend werden auch Bewegungs-Veranstaltungen von slowup.ch beworben, bei denen es ums Velofahren geht.

Wir von der SAPS sind grundsätzlich froh und interessiert, dass wenigstens „etwas läuft“ zur Thematik. Dies nicht ohne eine gewisse Wehmut, wenn man sieht, mit welch grosser Kelle hier angerichtet wird: als wir von der SAPS aus vor acht Jahren (als erste, notabene) bei GFS eine Aufklärungskampagne für übergewichtige Kinder in den Schulen als Projekt eingereicht und um Unterstützung gebeten hatten (wir planten damals mit einer kleinen halben Million), gab es bloss ein mildes Lächeln und die Vertröstung auf eine spätere Antwort, die nie eingetroffen ist. Jetzt rollt der Rubel, wenn auch noch nicht so kräftig in unsere Richtung… aber es ist zumindest ein Anfang.

Und eben: nicht vergesen, am Freitagabend um 20 Uhr: SF 1 schauen.