17/5  Wirken Kampagnen?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Die Botschaften sind widersprüchlich. Da hat die britische Ernährungsmedizinerin Carolyn Summerbell in einer Studie 22 verschiedene Kampagnen ausgewertet, die zur Prävention von kindlichem Übergewicht durchgeführt wurden. Und sie kam zum Schluss, dass diese praktisch nichts bewirken. Vor allem dann nicht, wenn in der Kampagne die beiden Faktoren „bewusst Essen“ und „mehr Bewegung“ kombiniert waren. Kampagnen, die sich nur auf eine dieser beiden Botschaften beschränkten, sollen wenigstens in Ansätzen etwas genützt haben, wenn auch nicht viel. Und wenn man schon Kampagnen durchführen wolle, so das Fazit der Studie, dann sollte es um eine spielerische Vermittlung von neuen Verhaltensweisen gehen.

Auf der andern Seite wurde in einem Vorort von Boston ein Langzeit-Experiment durchgeführt, so eine Art „Dauer-Eglisau“, indem in den beiden Jahren 2003/2004 die 77’000-Seelen-Stadt Somerville einem radikalen Regime für Kinder unterzogen wurde. Gratis Früchte und Gemüse in der Schule, gezielter Unterricht durch eigens ausgebildete Lehrkräfte, Ausbau der Spielflächen, Schaffung neuer Bewegungsmöglichkeiten, etc. Schon vor der Aktion wurden Eltern und Stadtverwaltung auf die Ziele eingeschworen. Das Resultat sei ermutigend, die 1’700 Kinder hätten im gleichen Zeitraum durchschnittlich weniger zugenommen als ihre Altersgenossen in den benachbarten Ortschaften. Und nach Abbruch der Kampagne wurden eine Reihe von Angeboten freiwillig aufrecht erhalten.

Was folgt daraus? Kampagnen können wirken… oder nicht. Entscheidend ist, was jeder und jede daraus macht. Abnehmen oder nicht zunehmen ist eine höchst private Angelegenheit, die jeder nur für sich selber erledigen kann. Aber wenn günstige Voraussetzungen dafür geschaffen werden, geht es offenbar leichter.