16/9  His Video

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:19

Eigentlich ist dies ja kein politischer Blog, obwohl Politik grundsätzlich in alle Bereiche unseres Lebens hineinspielt und bei uns Gesundheitspolitik im Vordergrund steht, der wir uns explizit nicht verschliessen wollen.

Aber der heutige Tag hat uns einerseits eine neue Sonntagszeitung mit Wurzeln im Aargau beschert, von der ich noch nicht weiss, ob ich sie mir künftig kaufen muss, und anderseits haben wir die Kunde vernommen, dass unser verehrter Justizminister künftig wöchentlich im Internet eine eigene „Sendung“ von knapp einer Viertelstunde haben wird. Das Privatvideo ist über Internet zu sehen und wird auch von einzelnen kleinen Lokal-TV-Stationen übernommen. Besser als Sendepause.

Was mich hier aber sehr verwundert, das ist der Aufschrei in der Polit-Landschaft, der heute schon vorsorglich von allen Fronten zu hören war: schwere Beeinträchtigung der Demokratie! wer bezahlt den Auftritt? amerikansiche Wahlkanmpf-Methoden! Und das Bundesamt für Kommunikation wolle ermitteln… – Geht es noch? Hat jemand auch nur ein kritisches Wort verloren, als der Bundesrats-Kollege vom Verkehrs-, Energie- und Mediendepartement seinen Blog mit regelmässigen persönlichen Einlassungen zu aktuellen Themen eröffnet hat? – Ob mir der Verfasser sympathisch ist oder nicht: der neue direkte Video-Zugang zum Wahlvolk über das Internet ist auf jeden Fall weniger umweltbelastend als die frühere Verteilung seiner Ergüsse in alle Briefkästen, das zu einem wahren Polit-Littering wurde. Und billiger dürfte es allemal sein.

Was es bewirken wird, weiss ich noch nicht. Er scheint ohnehin den schon Bekehrten zu predigen und sein beflissener Stichwortgeber lässt auch keinen Verdacht aufkommen, er würde eine kritische Frage stellen wollen. Auf jeden Fall habe ich als Bürger – wenn ich es will – die Möglichkeit, mir eine zusätzliche Meinung zu bilden. Vielleicht hat die Weltwoche, die bisher als His Master’s Voice sein Lob und seinen Preis trommelte und trompetete, nur einen zu kleinen Kreis der Adepten erreicht und angesprochen. Mit dem Jedermannsmedium WWW ist da die Reichweite schon grösser, auch wenn dieses noch eine Generationenbremse hat. Aber vielleicht lassen sich so die treu ergebenen Buurezmorge-Senioren dazu bewegen, das Internet zu nutzen, was je schliesslich – und da würde sich unser Kreis auf wundersame Weise wider schliessen – auch einem Angebot wie eBalance zugute käme. Oder nicht?