7/10  Im Namen der Freiheit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:11

Ein Wochenende ohne Internet-Zugang hat Vor- und Nachteile. Einer davon (wovon?) ist, dass man keinen Blog schreiben kann/darf/muss… Am Samstag war ich noch an der Eröffnung eines neuen Schulungszentrums für übergewichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene, das einen Rundumservice bietet mit Fitness-Angeboten, Physiotherapie, Ernährungsberatung, psychologischer und medizinischer Betreuung, wenn vonnöten. Das Zentrum befindet sich im aargauischen Wettingen und ist allein durch seine Existenz eine spezielle Sache, denn lange Zeit stand die Idee für eine solche Institution auf der Kippe, da sich selbst bei grosser Nachfrage seitens interessierter BenutzerInnen nur sehr schwierig Geldgeber und Sponsoren finden liessen für Ausstattung und Betrieb dieser Einrichtung.

Nun konnte am letzten Samstag der Startschuss gegeben werden, es fand eine feierliche Eröffnung der gediegenen Räumlichkeiten statt und es galt einen kleinen Triumph zu feiern, dass sich Beharrlichkeit, Pioiniergeist, Leidenschaft und Charisma lohnen, wenn es um eine gute Sache geht. – Einziger Schwachpunkt ist jetzt noch die Website: die sei zwar bereits neu erstellt, aber bisher einfach noch nicht aufgeschaltet, hiess es, so verkauft sich dieses gute Produkt elektronisch weit unter seinem Wert. Hoffentlich wird das bald geändert.

Sodann habe ich im Briefkasten meines Ferienhauses, weit draussen im Wilden Osten, einen Werbebrief gefunden, mit Einzahlungsschein. Es ist der Newsletter einer Organisation, die offenbar schon seit über einem Jahr besteht, die ich aber bisher nicht bewusst wahrgenommen habe. Sie nennt sich IG Freiheit und kämpft gegen Gesetze und Regelungen, die sie für überflüssig hält. Und es wird sofort klar, dass sie gegen alles kämpfen wird, was mit einer gezielten Prävention zu tun hat. In den Bereichen Alkohol und Nikotin wird schon giftig gekläfft und dem BAG als Bein gepinkelt, und auch der Luzerner Gesundheitsdirektor wird herb angegangen für seinen Vorschlag, dass Eltern ihre Kids nicht mehr mit dem Auto in die Schule fahren sollen. Interessanterweise lehnt man aber höhere Kassenprämien für Übergewichtige als diskriminierend ab…

Es kann also davon ausgegangen werden, dass auch bei kommenden Diskussionen über Regulierungs-Massnahmen aus dieser (rechten) Ecke Zwischenrufe zu vernehmen sind. Dass ein besonnener Realist wie der Industriekapitän Peter Spuhler, der selber mit den Kilos zu kämpfen hat, diesen freiheitsdurstigen Haudegenhaufen anführt, erstaunt ein wenig. Im Blick auf die künftige Präventionsdiskussion haben wir also noch einen reichlichen Lobbybedarf.