28/11  Wissens-Wertes

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Was ins Auge springt, das ist die Tatsache, dass die meisten Adipositas-Forscherinnen und Forscher selber nicht übergewichtig sind. Aus dem reinen Anblick erschliesst sich indesssen nicht, ob sie es einmal waren bzw. ob sie in ihrer Familie Fälle hatten, die sie dazu bewogen, das Thema aufzugreifen. Es könnte durchaus reizvoll sein, gelegentlich eine Umfrage bei ExpertInnen zu machen, um mehr über die Hintergründe ihrer Motivation zu erfahren.

Ich war heute an der wissenschaftlichen Jahrestagung der ASEMO, der Schweizerischen Arbeitsgruppe Metabolismus und Obesitas. Als zuhörender Laie neben all den Fachleuten, und wie es sich für eine anständige Veranstaltung dieser Art gehört, wurden die Referate auf Englisch vorgetragen, mit französischem, italienischem, sanktgallerischem oder baslerischem Einschlag. Es war ein breiter Fächer von Wissenswertem, ausgehend von der Essstörung Binge Eating Disorder (95% der Binge-Eater ahben Übergewicht, hat man herausgefunden), über den positiven Effekt, den eine Magenbypass-Operation bei Diabetes-Patienten haben kann, über Zusammenhänge zwischen dem gemessenen Bauchumfang bei Kindern und deren Körperentwicklung in der Adoleszenz, über genetische Mechanismen in der Entwicklung der Fettzellen, alternative Messmethoden zum BMI für die Erhebung des Herzkreislauf-Risikos bei Kindern, erste Resultate eines Versuchs mit einem implantierten Stimulator, der auf elektronischem Weg den Vagus-Nerv blockiert (der für das Hunger- bzw. Sättigungsempfinden zuständig ist). – An dieser Stelle leiste ich Abbitte bei meinem Freunden und Freundinnen aus Forschung und Wissenschaft: vielleicht habe ich nicht alles ganz richtig verstanden. Aber geklungen hat es jedenfalls sehr kompetent.

Am Schluss kam noch etwas Handfestes: Franziska Widmer, die prächtig rothaarige Ernährungsberaterin aus der TV-Serie „Eglisau – ein Ort nimmt ab“, zog erstmals öffentlich Bilanz über die Nachhaltigkeit des Experimentes. – Die 18 Eglisauer-Protagonisten (10 Frauen und 8 Männer), haben während der dreimonatigen Dauer der Sendereihe zusammen 136 Kilo abgenommen. Als die Serie fertig war, haben sie noch etwas weiter an Gewicht verloren… aber dann zeigte der Verlauf der Kurve wieder leicht nach oben. Sie nahmen zusammen wieder 16 Kilo zu und die Kurve stabilisierte sich bei minus 120. Als Franziska, die den Kontakt zur Truppe nie abgebrochen hatte, ihnen vor kurzem mitteilte, dass sie vor der Forscher-Versammlung einen Vortrag halten werde, haben sie wieder abzunehmen begonnen…

Daraus folgt die Erkenntnis, dass öffentliche Kontrolle durchaus als Ansporn wirken kann. Nächstes Jahr ist im Mai/Juni ein Folge-Event geplant, bei dem eine „Bilanz nach einem Jahr“ gezogen wird. Das dürfte spannend werden.


Ein Kommentar zu “Wissens-Wertes”

  1. lilly sagt:

    lieben dank für ihr bericht ich bin sehr gespannt auf den folge- event.
    da stimmt doch wie man so schön sagt vertrauen ist gut – kontrolle ist besser ;-).

    übrigens auf rtl habe ich gesehen dass die über was änliches berichten.
    das prinzip ist der gleiche wie eglisau .ein dorf nimmt ab.man könnte ja sagen die haben sich das abgeschaut von den schweizern.

    hier der link

    http://www.rtl.de/tv/tv_952766.php

    lg

    lilly

    p.s
    hoffe es ist nicht verboten diesen link
    hier zuzufügen.

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