1/12  Omega-3 für Heidi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Vor vier Jahren ging eine kleine Meldung durch die Medien, die damals nicht viel Staub aufgewirbelt hat. Urheber war die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Agroscope und es ging darum, dass genuiner Alpkäse reich ist an „Omega-3“ und „Omega-6“ Fettsäuren, die der Mensch für sein Wohlergehen dringend braucht, und dass eine Portion von 200 Gramm Alpkäse so gesund für Herz und Kreislauf ist wie eine ganze Fischmahlzeit.

Die Ausführungen gingen so weit, den Alpkäse direkt als „Functional Food“ zu bezeichnen. Und wenn man die Liste der gesundheitsförderlichen Wirkungen durchsieht, dann wird auch verständlich, weshalb seinerzeit beim Alpöhi die Clara Sesemann von all ihren Leiden erlöst worden ist…

Heute hatte ich die seltene Gelegenheit, den Geschmackstest selber vornehmen zu können. Freund Rolf feierte einen runden Geburtstag und hatte dazu auch gemeinsame Weggefährten aus früherer Zeit eingeladen. Einer davon ist Urs J., der im Ruhestand seinen Wohnsitz ins Berner Oberland verlegt hat und unter anderem auch in seiner landwirtschaftlichen Nachbarschaft hilfreich zur Hand geht. Ohne Lohn, wie er sagt, aber dafür bekommt er von Zeit zu Zeit einen Mocken Alpkäse. Den mit den Omega-3 und -6 Fettsäuren.

Ein Stück davon hat er als Geburtstagsgeschenk für Rolf mitgenommen. Und der Genuss dieses Naturproduktes, das direkt auf der Alp von Hand gemacht worden ist, nach dem bewähten Rezept der Altvorderen, ohne jeden Zusatz, ohne Kraftfutter… der Genuss ist so einzigartig, dass man die ganze Massenware glatt vergessen kann, die da maschinell entrindet und zurechtgeschnitten in Plastic oder beschichtetes Papier eingeschweisst in den Regalen liegt, egal ob nun in der Höhle gereift oder sonstwie bearbeitet.

Ich weiss natürlich, dass wir hier in den grösseren Städten nicht alle einen direkten Zugang zum Alpkäse vom Senn haben können. Aber wir müssen ihn auch nicht jeden Tag auf dem Teller haben. Vielleicht versperrt uns eine gewisse Masslosigkeit den Zugang zur Qualität. Auch Clara musste zuerst auf die Alp hinauf, zu Heidi und dem Geissenpeter.