4/6  Nase vorn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Kennen Sie den Coiffeur-Witz? Da waren in einer Strasse drei Konkurrenten (es könnten auch Wirte gewesen sein). Der erste hängte ein Schild in sein Fenster: Bester Coiffeur der Schweiz! Der zweite wollte ihn übertrumpfen und klebte eine Tafel an mit der Inschrift: Bester Coiffeur der Welt!! – Der dritte dachte lange nach… und schrieb dann mit leuchtender Farbe an seine Tür: Bester Coiffeur in dieser Strasse.

An diese Geschichte fühlte ich mich erinnert, als ich am Dienstag im Auftrag des Institutes für Sozial- und Präventivmedizin das Forum Prävention und Gesundheitsförderung moderierte. Highlight sollte die Ansprache des kantonalen Gesundheitsdirektors sein, nachdem die Zürcher Kantonsregierung die Prävention von Übergewicht und Adipositas als eines ihrer erklärten, „gemeinsamen“ (weil ressort-übergreifenden) Legislaturziele festgelegt hatte. Dies war an sich beachtlich, denn der zuständige Regierungsrat gehört der FDP an und die Bürgerlichen tun sich schweizweit im Moment eher schwer mit Massnahmen zur Prävention.

Um ihm für dieses Bekenntnis zur präventiven Herausforderung meine Anerkennung zu zollen, sprach ich davon, dass der Kanton Zürich in Sachen Legislaturziel und Adipositas eindeutig „die Nase vorn“ habe (auch wenn, seien wir ehrlich, dieses Ziel neben vielen anderen als Ziffer 17.4 an drittletzter Stelle ganz hinten figuriert…). Aber diese gut gemeinte Bemerkung kam nicht überall gut an. Der nächste Referent, er vertrat den schulärztlichen Dienst der Stadt Zürich, wies nicht ohne Stolz darauf hin, dass die vom Kanton ihre Nase haben könnten, wo sie wollten, aber klar sei, dass bezüglich Adipositas-Prävention die städtischen Schulen innerhalb des Kantons ihre Nasen noch weiter vorne hätten.

Nasenstreit hin oder her: Hauptsache, es tut sich etwas. Und es war erfreulich, in den anschliessenden Workshops zu sehen, wieviel an Aktivitäten an städtischen und kommunalen Schulen und im Alltag der Gemeinden bereits geplant oder in Gang gesetzt ist. Und es wurde mir heilsamerweise bewusst, wie unendlich kompliziert und komplex sich die Umsetzung von Aktionen bis hinunter in die kleinsten Kapillaren des sozialen Gemeinwesens gestaltet und wie viele Hindernise überwunden, Budgetpläne durchgeboxt, Gremien motiviert werden müssen, damit ein Prozess anläuft, von dem man sich in ferner Zukunft eine positive Wirkung erhofft. – Das Problem ist so gross – da kommt es dann auf die eine oder andere Nasenlänge auch nicht mehr an, distanzmässig.