8/7  Kunstgenuss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Jammern nützt nichts und erzielt mit der Zeit das Gegenteil: Abstumpfung und Überdruss. Dieser Eindruck entteht, wenn man die Botschaft einer 17jährigen jungen Frau liest, die sich in einem neuen Familien-Online-Portal darüber ärgert, dass immer und überall auf einer gesunden Ernährung herumgeritten wird, so dass sie am Schluss mit doppeltem Genuss in ungesunde Leckereien beisse…

Und doch braucht es weiterhin eine permanente Aufklärung und Bewusst-Machung, wie sie etwa die deutche Verbraucherzentrale Hamburg betreibt. Sie hat eine Liste veröffentlicht mit 29 Produkten aus dem Lebensmittel-Supermarkt, die sie daraufhin untersucht hat, ob das, was auf der Verpackung appetitlich abgebildet ist, auch wirklich drin sei Und siehe da: Erdbeeren null Prozent, Käse null Prozent lautet das ernüchternde Fazit.

Sicher, die auf der Packung abgebildeten Früchte aller Art, Pouletfleisch, Honig, Pistazien, Garnelen und Käse, werden in der Zutaten-Liste nicht namentlich erwähnt… aber das ist zuweilen so klein gedruckt, dass man beim Kauf kaum nachschaut. Und auch dann gibt es noch irreführende Hinweise: wenn es heisst „natürliches Vanille-Aroma“, so denkt der unverdorbene Normalverbraucher, das Aroma sei „natürlich“ aus Vanille hergestellt… dabei reicht es aus, wenn dem Produkt ein „natürlicher“ Rohstoff zugrunde liegt, etwa Baumrinde…

Einen direkten Bezug zu Übergewicht stellen die Leute von der Verbraucherzentrale her, wenn sie Schreiben: Aromen können überdies Übergewicht fördern, weil der Kunstgeschmack dazu verleitet, mehr zu essen und sich an die unnatürlichen, häufig überaromatisierten Lebensmittel zu gewöhnen. So manches Kind erteilt dem selbst hergestellten Quark mit Erdbeeren eine Absage, weil es sich an den Standard-Aromageschmack gewöhnt hat. Die vielfältigen Geschmackserlebnisse, die natur belassene Nahrungsmittel bieten, werden verlernt und durch künstliche ersetzt – eine bedenkliche Entwicklung. Über den aktuellen Preisrutsch bei Lebensmitteln können sich Verbraucher freuen, die stärker aufs Geld schauen müssen. Doch wir meinen: Das Verscherbeln von Lebensmitteln im Kampf um Marktanteile darf nicht auf die Qualität gehen!

Die meisten der in einer Übersicht dargestellten Produkte sind deutschen Verteiler-Ketten zugeordnet und möglicherweise bei uns nicht alle im Handel. Aber trotzdem lohne es sich, gerade bei besonders ansprechenden Illustrationen auf der Verpackung die Inhaltsdeklaration aufmerksam und kritisch zu lesen. Im EU-Raum sind 2’700 verschiedene Lebensmittel-Aromen zugelassen. Wie die „richtigen“ Speisen wirklich schmecken würden, haben viele von uns bereits verlernt.