23/11  Lutz ade?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:00

Was waren das doch für heroische Zeiten, als wir noch Bestandteil der Schweizer Armee waren, ein kleiner zwar, irgendwo im Felde, zwischen dem KP und einer Flab-Batterie, die mit ihren Rohren unter den Tarnnetzen in den Himmel visierte, meist nach Osten ausgerichtet, denn von dort würde der Feind kommen, der böse, das war so sicher wie die Übungsanlage. Die beste Armee der Welt wollten wir nicht sein, es reichte uns, wenn wir unser Handwerk beherrschten und eine gute Kameradschaft hatten…

Dazu gehörte die grosse und unverbrüchliche Militärfreundlichkeit in weiten Teilen der Bevölkerung. Kaum kamen wir angetuckert, im Morgengrauen, mit unseren Unimogs auf dem Leitungsbau und den VW-Bussen mit den Funkstationen, um das Übermittlungsnetz aufzuziehen, da waren sie schon da, die Bauersfrauen, mit ihren Thermoskrügen und Brotkörben, und schenkten den unvergleichlichen Kaffee-Schnaps aus, in jeder Landesgegend anders, speziell, erkennbar schon am Geruch…

Was wäre ein einsames Wacheschieben gewesen, am Waldrand oder im Unterstand, wenn man nicht gewusst hätte, dass im Wachtlokal nach der Ablösung die Kanne wartete mit dem heissen Getränk, gemischt aus Filterkaffee und Eigenbrand, der uns wach hielt die ganze Nacht durch… ein richtiger Blümchenkaffee: zuerst Kaffee in die Tasse, halbvoll, dann Schnaps nachgiessen, so viel, bis man die Blümchen wieder sieht, am Grund auf dem Porzellan…

Es war die heile Welt der 60er- und 70er-Jahre, der Krieg war kalt, der Globus geteilt in West und Ost. Und nie hätten wir gedacht, dass das populäre Mischgetränk, dem wir so viele gute Stunden verdankten, eine elementare Gefahr für uns hätte sein können! Sicher, es gab auch Trunkenbolde, die man abführen und ins Arrestlokal sperren musste, bis sie wieder nüchtern waren, aber das war harmlos, wie so Vieles, damals.

Und jetzt liest man, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde vorgeht gegen Hersteller von Energydrinks, die sowohl Alkohol als auch Kaffee enthalten. Denn die Kombination dieser beiden Genussmittel sei gefährlich für das Verhalten derer, die sie konsumieren. Das habe die Beobachtung studentischer Trinkgewohnheiten gezeigt: der Alkohol enthemme und das Koffein gebe den Energieschub, der Aggressionen auslöse. So komme es zu Schlägereien, die ausarten, mit Verwundeten und Sachschaden… Die US Food- and Drug-Administration hat die Getränkehersteller deshalb ultimativ aufgefordert, schlüssige Beweise vorzulegen, dass diese Getränke harmlos seien.

So steht das gute alte Kafi Lutz plötzlich am Pranger und soll Schuld sein an Hooliganismus und Schlimmerem. Kann es sein, dass eine Generation genügt hat, um aus uns gutmütigen Däteln von damals die zerstörungswütigen Vandalen von heute zu machen? Und ist ein allfälliges Verbot dieser Drinks dann Symptomtherapie oder Ursachenbekämpfung?


Ein Kommentar zu “Lutz ade?”

  1. Hirzel sagt:

    heute trinken die Jungen Wodka mit cocci! was nicht wneiger Calorien hat…..

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