3/1  Kinderspiel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Kinder sollen sich mehr bewegen um fit und gesund zu bleiben. Die Forderung ist so unbestritten, dass sogar das Parlament zusätzliche Millionen bewilligt hat, um das Angebot für die Kleinsten im Bereich Jugend+Sport auszuweiten. Das ist gut so. Aber ist es auch richtig?

Ich gebe zu, ich kenne die Programme zu wenig, die in diesem Sektor angeboten werden. Und ich hoffe, dass sich die zuständigen Stellen an den modernsten Erkenntnissen der Branche orientieren. Nachdenklich macht mich ein Bericht im amerikanischen Magazin Forbes, der die Sport-Lektionen für Kids einer kritischen Analyse unterzieht. Die Schlussfolgerung ist lapidar: Sport muss nicht unbedingt die beste Form der Bewegung sein.

Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass die Kleinsten – in USA – zu früh schon in ein geregeltes Bewegungsmuster eingepasst würden, dass sie darob die Lust und die Freude an der freien Bewegung, am Herumtollen und am physischen Erlebnis der eigenen Beweglichkeit verlören… Gerade weil die Möglichkeiten, dass Kinder sich in ihrer eigenen Freizeit physisch entfalten können, zunehmend eingeschränkt werden und täglich durch TV-Angebote konkurrenziert sind, müsste die „organisierte“ Bewegung vermehrt auf das Vermitteln von Spass, Lebensfreude, Wetteifer und Spontaneität ausgerichtet sein.

Wenn ich mich an meine eigene Jugend erinnere, sind die Sport-Lektionen (die damals noch Turnen hiessen) mit erniedrigenden und entmutigenden Inhalten besetzt: der verhasste Völkerball, bei dem man mit einem harten Lederball als einer der ersten abgeschossen wurde, um den Rest des Spiels am Platzrand sitzend zu verbringen… die Demütigung, als einziger nicht innerhalb der vorgegebener Zeit die Stange oder das Seil hochklettern zu können, die Angst vor dem Sprung über den Kasten oder der schmerzhafte Plumpser von der Reckstange in den Sand…

Ich gehe davon aus, dass J+S heute ein moderneres Bewegungsksonzept praktiziert als vor 60 Jahren. Aber das Problem der Motivation hat sich verschärft und verdient die Aufmerksamkeit der Eltern, die für ihre Kinder nur das Beste wollen.