1/5  Die Rutz-Waage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:39

Er sah aus, als würde er es völlig ernsthaft sagen, in der gestrigen Ausgabe der ARENA. Zur Diskussion stand das neue, gesamtschweizerische Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Und er war geladen als Vertreter der Gegner jeden Verbotes: SVP-Mann Gregor Rutz, seines Zeichens Geschäftsführer der IG Freiheit.

In seiner Klage über all die Verbote, die dem freien Bürger das Leben vermiesen und ihn in seiner Selbstverantwortung beschneiden würden, sagte Rutz sinngemäss: Es kommt der Tag, da muss ich im Restaurant auf eine Waage stehen, um zu prüfen, ob ich eine Portion Spaghetti essen darf! – So simpel, wie der Freiheitsfreund es darstellt, ist die Sache allerdings nicht. So verlockend die Idee der Rutz-Waage für manche Fanatiker sein könnte, so sinnlos ist die Aussage. Kein vernünftiger Mensch würde unter dem Aspekt der Gesundheitsprävention so etwas postulieren. Der Entscheid, ob jemand eine leckere Portion Pasta verzehren darf, soll weiterhin in der alleinigen Verantwortung des Essers oder der Esserin stehen. Es soll jedoch möglich sein, sich ein klares Bild darüber zu machen, mit wieviel Energie in Form von Kalorien, Fett und Kohlnehydraten diese Portion zu Buche schlagen wird, wenn sie gegessen ist. Erst in Kenntnis dieser Fakten kann frei und verantwortungsbewusst entschieden werden.

Wer für eine umfassende und korrekte Lebensmittel-Deklaration einttritt, der kämpft für die individueolle Eigenverantwortung. Aber das wollen Rutz und seine politischen Spiessgesellen nicht wahrhaben. Sie sind gegen jede Regelung und erfinden lieber Greuelmärchen, um das Publikum zu erschrecken. – Dabei, das muss ich einräumen, sollten wir den Freiheitshelden ja dankbar sein. Noch selten hat sich eine Lobbyistengruppe so unverhohlen und offen zu ihren Zielen bekannt: Eigennutz geht über Gemeinwohl! Des Teufels ist, was die Freiheit einschränken könnte, Geld zu verdienen. Und wenn andere dabei Schaden nehmen sollten, so haben sie selber Schuld. Die Folgekosten trägt die Allgemeinheit. Bezeichnend ist dabei, dass als grosser Feind der Staat an die Wand gemalt wird, der sein hilfloses Volk knechten will… dabei ist es die Gemeinschaft, die sich in demokratischen Prozessen gegen Auswüchse zur Wehr setzt, welche die Gesundheit des Einzelnen gefährden können. Wer sich hier gegen Orientierungshilfen sträubt, der verachtet das Volk.