20/6  Mütterschuld

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:55

Das hat uns gerade noch gefehlt in der ganzen Debatte um Krippenplätze und die Stellung der Frau in der Familie: da wurden in England 8’500 Erwachsene seit ihrer Geburt 1958 begleitet, mit dem Ergebnis, dass deren Kinder heute zu 50 Prozent mehr übergewichtig sind als sie selber es in den 60er Jahren waren. Und als die Forscher die verschiedenen sozialen Faktoren unter die Lupe nahmen, sahen sie, dass es einen Zusammenhang zu geben schien zwischen kindlichem Übergewicht und berufstätigen Müttern, deren Kids häufiger übergewichtgig waren als andere. Damit wäre wohl für konservative Familienpolitiker vom Schlage Mutter Blochers einmal mehr bewiesen, dass die Berufstätigkeit der Mütter für alles Übel der Welt verantwortlich gemacht werden kann und dass der einzige heilsbringende Ort im Haushalt eben doch allein der Herd ist.

Bei näherer Betrachtung liegt es zwar auf der Hand, dass Kinder, die weniger beaufsichtigt sind, mehr Möglichkeiten haben, sich „ungesund“ zu ernähren, anderseits aber hat die Studie keine Angaben erhoben, wie sich die Kinder effektiv verpflegt und wie sie sonst noch ihren Alltag gestaltet haben bezüglich Spiel und Bewegung. Auch blieb unbeachtet, ob bereits eine genetische Veranlagung gegeben war oder nicht.

So geben die Wissenschafter am Ende ihrer Untersuchung wieder Entwarnung: Die Berufstätigkeit der Mutter düfte weniger als 8 Prozent der Kinder gewichtsmässig beeinflusst haben. Ausschlaggebend ist ein Mix aus verschiedenen sozialen Faktoren, Veränderungen der Essgewohnheiten, häufigere Autofahrten, weniger Sport und längere Zeiten vor dem Bildschirm… An allem sind die Mütter doch nicht schuld.