1/11  Speckbarbie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:12

Was sehen wir vor dem inneren Auge, wenn wir uns diesen Begriff durch die Gedanken ziehen? – Speckbarbie – offenbar weit oben in der Publikumsgunst bei der Suche nach dem Jugendwort 2010. Gemeint ist also im unbekümmert-verkürzenden Slang der Jungen eine übergewichtige weibliche Person, die sich auffällig modisch und viel zu eng kleidet…

Nachdem durch Kinder- und Jugendmund allgemein die Wahrheit kundgetan werden soll, lohnt es sich, über die Botschaft nachzudenken, die in dieser Formel schlummert. Eigentlich sind wir ja dafür, dass auch übergewichtige Menschen ein Recht auf modische Kleidung haben. Dass wir Dicken nicht gezwungen sind, uns bis an unser Lebensende in unförmige dunkle Zelte à la Carouge zu hüllen, dass auch wir uns mit bunten, stylischen vom Schnitt her sogar gewagten Outfits schmücken dürfen, sofern uns dies gefällt und Spass macht.

Aber hat ein schriller Auftritt auch seine Grenzen? Können es sich – aus ästhetischen Gründen –  nicht alle leisten, aufgebrezelt wie Lady Gaga durch die Gassen zu stolzieren, ohne unangenehm aufzufallen? Muss man dazu schlank oder zumindest wohlproportioniert sein, mit Fettpolstern ausschliesslich dort, wo sie für die idealen Masse horizontal relevant sind?

Sobald das Kleid auch nur ein wenig spannt und sich über kleine Wülste wölbt, ist schon die spitze Häme da und verteilt ihre Zensuren: so gings damals der armen Anna Maier, der in der einschlägigen Presse eine Wursthaut-Robe angedichtet wurde, weil diese an einigen Stellen etwas allzu knapp sass.

Speckbarbie ist ist eine brutale Kombination von zwei Elementen, die sich diametral widersprechen: hier das fette Sinnbild für ein verfressenes Zuviel im Überfluss… und dort die künstliche Karikatur eines unerreichbaren Schönheitsideals. Das eine sein – und das andere sein wollen, ohne es zu können… hier begegnen wir dem wandelnden Widerspruch in sich selbst. Was wäre, wenn Barbie abnehmen würde? Falls sie könnte?