3/1  Hosenbund

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:37

Er ist zwar nicht das Mass aller Dinge, aber doch eines der wichtigeren. Er bestimmt – vgerlässlicher als der BMI – das Risiko gesundheitlicher Nebenwirkungen von Übergewicht: Der Bauchumfang. Und an ihn muss sich der Hosenbund anpassen.

Man kann sich den Hosenbund auch bildlich vorstellen… (Nett finde ich übrigens die Bezeichnung Whale tail (= Walfisch-Schwanz) für ein Tanga, das sichtbar über den Hosenbund hinausragt…). – Mein persönlicher Hosenbund ist ein Botschafter in Sachen Gewichtskontrolle. Ich habe bis jetzt darauf verzichtet, meine Hosen an Hosenträgern zu befestigen, um deren Sitz zu sichern. Das wäre zwar manchmal bequemer, aber irgendwie käme ich mir dabei lächerlich vor.

Männer mit Bauch haben ja in der Regel zwei Optionen: Sie können den Hosenbund „unter“ der Fettschürze tragen, also quasi ihre Wampe über die Hose hängen lassen. Das wirkt zwar auf eine sportliche Weise salopp, wenn auch unästhetisch… während die anderen ihre Hose oben, über dem sich unterhalb vorwölbenden Bauchgehänge zuknöpfen. Fällt die Hose frei, so kaschiert sie wohltätig den hängeden Unterbauch.

Das bedeutet aber, dass Bund und Gürtel ziemlich passend sitzen müssen, um zu verhindern, dass das ganze Beinkleid ins Rutschen kommt. Hier hilft ein elastischer Gurt, der sich notfalls auch einem wechselnden Körpergewicht anpassen kann, das sich bei mir immer sofort in der – wörtlich verstandenen – Ausbauchung meines Leibes manifestiert (oder eben: ventrifestiert).

Ich erkenne also jeden Morgen nach dem Aufstehen beim Aufziehen des Hosenbundes, daran, wie satt er sich an meine Bauchhaut schmiegt, den Zustand meines aktuellen Gewichts. Schwierig wird es erst, wenn die Hose dauerhaft zu knapp wird, wenn sie spannt und zwickt und sich in den Nähten überdehnt. Auch das haben die findigen Herrenschneider bedacht, indem sie den Elasto-Stoff erfanden, der in vernünftigem Masse nachgibt und immer akkurat sitzt.

Nun gibt es dasselbe auch für die Frau, und zwar ausserhalb der herkömmlichen Schwangerschafts-Kolletion. Der letzte Schrei im TV-Verkauf ist offenbar die Pyjama-Jeans. Eine Hose für Frauen, die wie eine modisch enge Jeans aussieht und sich doch bequem tragen und stretchen lässt wie eine weiche Pyjama-Hose… Es gibt sie in acht Grössen, von XS bis 3XL (sorry, ich müsste 5XL haben!)

Sie passen, sagt die Werbung, zu jeder Figur. Allerdings: wer dick ist, bleibt auch in der Pyjama-Jeans-Hose dick. Sie täuscht nichts vor und schummelt keine Pfunde weg. Sie ist offenbar eine ehrliche Hose. Ich befürchte jedoch, dass sie nicht als Botschafterin des Übergewichts taugt. Sie signalisiert lässige Bequemlichkeit, wo sie längst Alarm zwicken müsste. So gesehen mag sie angenehm zu tragen sein, aber sie nimmt dem Hosenbund eine seiner wichtigsten Funktionen. Oder hat jemand diesbezüglich andere Erfahrungen gemacht?