4/1  Dünn und tot

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:49

Mit sechs Wochen Verspätung ist die Nachricht heute in die Schlagzeilen gekommen: Isabelle Caro, das wohl berühmteste Anorexie-Modell, hat sich Mitte November zu Tode gehungert. Sie war 28 Jahre alt. Ihre erschreckende Erscheinung hat 2007 weltweit Aufsehen erregt im Rahmen einer Plakat-Kampagne mit Bildern des Starfotografen Oliverio Toscani, die auf die Problematik der untergewichtigen Models im Mode-Business aufmerksam machte.

Zuletzt wog Isabelle noch 31 Kilo, was einem BMI von 11,5 (!!) entsprach. Dadurch waren ihre Abwehrkräfte so sehr geschwächt, dass sie an einer Lungenerkrankung verstarb. – Zahlreiche Aktionen rund um die Thematik untergewichtiger Mädchen auf den Laufstegen hatten die französische Modeindustrie bewogen, vor einiger Zeit einen Kodex zu formulieren, der aber weltweit in der Branche keinen Widerhall fand.

Caro wurde einerseits zur Verkörperung der Anorexie und zum abschreckenden Beispiel schlechthin, anderseits avancierte sie in einschlägigen Foren der Magersüchtigen zur bewunderten Ikone… Hin und her geworfen zwischen Abscheu und Verehrung machte sie vorübergehend ihre Krankheit zum Beruf, aber Linderung oder gar Heilung fand sie nicht. So blieb sie bis zuletzt ein Objekt des Schauderns und der Propaganda.

Hat ihr Tod – und das plakative Leben zuvor – etwas bewirkt und einen Beitrag leisten können auf der Suche nach einem unbelasteten und „normalen“ Umgang mit dem eigenen Gewicht? Zu befürchten ist, dass nicht.