27/1  Temperaturschwankungen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:29

Die winterliche Kälte, die uns an der Nase packt, sobald wir die schützende Wohnung verlassen, macht uns darauf aufmerksam, dass wir kaum noch ausreichend abgehärtet wären, um in der freien Natur zu überleben. Wir mummeln uns ein in wärmende Hüllen, drehen die Heizung im Auto hoch und vermeiden wenn möglich die Zugluft. Müssen wir am Bahnhof warten, merken wir, wie sich eisige Hände unter unsere Jacke schieben, und schaudern.

Allerdings – haben Forscher in USA und England herausgefunden – erlebt der moderne Mensch in seiner zivilisierten Umwelt keinen richtigen Klimawchsel mehr. Er ist es nicht mehr gewohnt, Temperatur-Schwankungen auszuhalten und sie durch selbstproduzierte Wärme auszugleichen. Statt dass er sich wärmer kleidet, dreht er die Heizung in seiner Wohnung hoch und bewegt sich in den eigenen Wänden sommerlich leicht geschürzt, auch wenn draussen das Thermometer auf minus zehn steht.

Es bestehe, sagen die Forscher, möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der überheizten Umwelt und der Adipositas-Epidemie, die durch einen zu geringen Energie-Verbrauch begünstigt wird. Die ständige Wohnungs-Wärme nehme dem Körper die Möglichkeit, braunes Fettgewebe zu entwickeln, das seine Körpertemperatur erhöhen und dabei Energie verbrennen könnte. Die überhöhte Innentemperatur der Wohnungen sei als Umwelts-Faktor eb enso wichtig die der Mangel an Bewegung und der Überfluss an energiedichteer Nahrung.

Die Vorstellung ist verlockend, dass durch eine einfache Anordnung zur Beheizung aller privaten wie öffentlichen Räume quasi auf einen Schlag das Adipositas-Problem „entschärft“ wäre, gleichzeitig ein wesentlicheer Beitrag geleistet würde zur Energie-Einsparung und zur Verringerung des CO2-Ausstosses. – Aber vielleicht ist die Sache doch noch vielschichtiger, sonst müssten ja alle Menschen, die lebenslang in warmen Ländern wohnen, kugelrund und verfettet sein…