10/3  Die Unke ruft

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:51

Wahre Horrorszenarien einer versklavten Menschheit, die von einem machthungrigen „Big Brother“ orwellscher Prägung geknechtet wird, beschwört in der aktuellen Ausgabe der WELTWOCHE der ehemalige DRS-1-Konsumentenschützer („Espresso“) Alex Reichmuth herauf: es geht aus vollem Rohr gegen die Vorlage für ein Präventionsgesetz, das demnächst in den Eidgenössischen Räten in erster Lesung behandelt werden soll.

Tapfer betet der Autor die Argumentenliste des Gewerbeverbandes und der SVP herunter, wonach die Festlegung der Gesundheitskompetenz in Fragen der Prävention auf Bundesebene unweigerlich zu einer überbordenden Springflut von gesetzgeberischen Exzessen führen müsse, mit dem Resultat, dass der mündige Bürger von einem unberechenbaren Staatsmoloch bevormundet und in seinen ureigenen Freiheitsrechten unterdrückt werden solle mit einer „Lawine von Umerziehungskampagnen“…

Es würde dem sich krampfhaft superschweizerisch gebenden Blatt nicht schlecht anstehen, in dieser Frage den Blick über den nationalen Tellerrand hinaus zu heben um zu sehen, wie andere Länder mit diesen Problemen umgehen, welche Massnahmen anderswo bezüglich eines vernünftigen (und demzufolge „gesunden“) Ernährungs- und Bewegungsverhaltens in Planung oder schon in Umsetzung sind.

 Der „freie Markt“, von wirtschaftliberalen Kreisen noch immer gern als Allheilmittel gepriesen, ist nicht von Natur aus der wohlmeinende Freund des Menschen. Sein Ziel ist das Wachstum in der Konkurrenz, und Sieger gibt es nur, wo Verlierer auf der Strecke bleiben. „Win-Win-Situationen“ beruhen immer auf einem Kompromiss, der ausgehandelt werden muss. Das gilt auch im Gesundheitswesen. Ein vernünftiges Präventionsgesetz erhöht die Chancen auch der Schwächeren, sich zu ihrem Vorteil richtig zu entscheiden.

Zu hoffen bleibt jedenfalls, dass in der Parlamentsdebatte die Vernunft siegen wird, allen Unkenrufen zum Trotz.