24/3  Teufelskreis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:39

Früher einmal, in dem Anfängen meiner Übergewichtskarriere, machte ich die – alte – Atkins-Diät. Ein Militärkollege hatte sie mir empfohlen und gemeinsam speisten wir im Landgasthof Bären, wo unser KP eingerichtet war, zum Frühstück Spiegeleier, gebratenen Speck, Emmentaler und Bauernhamme… aber kein Brot.

Die „Diät“ in dieser exzessiven Fom war umstritten. Selbst ihren Befürwortern war bewusst, dass man sie nur unter ärztlicher Kontrolle durchführen sollte. Unseren Militärarzt wollten wir aber nicht konsultieren, der war Gynäkologe und hätte uns womöglich abgeraten… also begannen wir mit unserer Parforce-Ernährung mal ohne medizinische Unterstützung. In einem halben Jahr nahm ich zwar über zehn Kilo ab, doch die Nebenwirkungen waren unangenehm: üble Ausdünstungen und eine fettige Haut…

Nach erfolgter Gewichtsabnahme suchte ich einen Arzt auf und verlangte einen Check-Up. Der fiel absolut positiv aus, keine alarmierenden Werte, nichts, was stutzig  machen müsste. Um den Kassen-Antrag ausfüllen zu können, wollte der Arzt wissen, weshalb ich denn diese Untersuchung hätte machen lassen. Jetzt gestand ich ihm meinen Atkins-Versuch und sagte, ich hätte dies verschwiegen, damit er seine Untersuchung ohne allfälligeVorurteile vornehmen konnte…

Sein Kommentar verblüffte mich: das mit dem Abnehmen solle ich nicht übertreiben, mir stehe eine etwas stämmige Statur ja sehr gut, das gehöre zu meiner Erscheinung, und sollte sich später ein erhöhter Blutdruck einstellen, so könnte man den mit Medikamenten sehr gut und dauerhaft behandeln. – Dieser Mann war mir auf Anhieb sympathisch, ich setzte den Dr. Atkins ab und genoss wieder Pasta und knusprigen Butterzopf. Es dauerte einige Jahre, bis sich dann erhöhter Blutdruck wirklich bemerkbar machte, und ich erhielt eine Tablette verschrieben, die diesen wieder normalisierte. Aber ich nahm weiter zu, dann wieder ab, dann wieder zu… den ganzen Jojo-Zirkus eben.

Heute lese ich von einer Studie aus Irland, die dem Zusammenhang nachgegangen war zwischen Gewichts-Zunahme und der Einnahme von Beta-Blockern zur Blutdrucksenkung. Und die Stude zeigte klar, dass es einen Zusammenhang gibt. Dass Patienten mit Beta-Blockern deutlich mehr Gewicht zulegen als solche ohne. Dass also das Übergewicht den Blutdruck in die Höhe treibt, dass aber gleichzeitig die Mittel, die den Blutdruck senken (sollen), das Körpergewicht weiter ansteigen lassen… – Die Forschung hat erst mal diesen Zusammenhang ermittelt, aber noch keine Lösung gefunden. Seit meinem Herzinfarkt nehme ich zwei Präparate gegen Bluthochdruck täglich. Vielleicht tue ich mich deshalb so schwer mit dem Versuch, endlich wieder etwas abzunehmen…