14/6  Operationelles

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:35

Seit Anfang dieses Jahres gelten neue Richtlinien für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen bei Magen-Operationen gegen Adipositas. Dies hat sehr früh zur Diskussion Anlass gegeben, ob diese Operationen damit nun zu einem Lifestyle-Eingriff würden, den sich schönheitsbewusste Tussies mal eben so verabreichen lassen würden…

Dem sei nicht so, konterte die Fachwelt, denn nach wie vor werden die bariatrischen (so der Fachausdruck) Eingriffe nur nach sorgfältiger und umfassender medizinischer Abklärung und nach einer sechsmonatigen Vorbereitung durchgeführt. Auch behalten sich viele Kassen weiterhin eine kritische Beobachtung vor, obwohl diese vom Gesetz her offiziell nicht mehr vorgesehen ist.

Im Diskussionsforum unserer Stiftung gibt es denn auch öfter Klagen darüber, dieser Evaluations-Prozess dauere viel zu lange, operationswillige Patienten würden über Gebühr hingehalten (dazu gibt es auch in den meisten der spezialisierten Kliniken Wartelisten von in der Regel einem halben Jahr). – Davon, dass nun „leichtfertig“ operiert würde, kann also keine Rede sein. Im Gegenteil:

Eine Studie aus Amerika belegt, dass die meisten Allgemeinpraktiker sehr zurückhaltend sind, wenn es darum geht, mit übergewichtigen PatientInnen über deren Gewichtsproblem offen zu sprechen, diese einem Spezialisten zuzuführen oder gar eine Operation zu empfehlen. Befragt wurden rund 500 Ärzte, 400 übergewichtige erwachsene Patienten und 250 Magen-Operierte. Dabei zeigte sich, dass eine Mehrheit der Patienten es geschätzt hätten, wenn sie von ihrem Arzt direkt auf die Problematik und auf die Option einer Operation angesprochen worden wären, während 60 Prozent der Ärzte der – offenbar irrigen – Meinung waren, dass die Patienten nicht gerne auf ihr Gewicht angesprochen würden. (Wobei es natürlich auch hier der Ton ist, der die Musik macht…)

59 Prozent der befragten Patienten hielten chirurgische Magen-Eingriffe für riskant und gefährlich; auch 8 von 10 Ärzten fürchten Komplikationen bei einem Eingriff und zögern daher, diesen zu empfehlen. Jene Patienten aber, die operiert wurden, und die Ärzte, welche die Operationen befürwortet hatten, wünschten mehrheitlich, sie hätten damit nicht so lange zugewartet. Die Mehrzahl der Patienten berichten, dass sich ihre Lebenssituation markant verbesert hätte, drei Viertel von ihnen erfreuen sich guter und sehr guter Gesundheit.