25/10  Post von der Witwe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:34

Fast sah es heute so aus, als wären alle unsere Finanzprobleme auf Dauer gelöst. In meinem privaten E-Mail-Account befand sich ein Schreiben, das als Absender den Namen der Witwe des getöteten Ex-Staatschefs Muammar Gadaffi trug. Die Frau klagte in beredten Worten über ihr Schicksal, dass sie mit zwei Söhnen und einer Tochter geflüchtet sei und nun versuchen müsse, in der Schweiz und in Frankreich an ihr Millionen-Vermögen zu kommen. Das könne sie natürlich nicht unter ihrem eigenen Namen tun, sondern sie sei auf die Vermittlung durch wohlmeinende Menschen angewiesen.

Für einen solchen hielt sie mich offenbar, denn sie bat mich, mit ihrem Sohn Hannibal Verbindung aufzunehmen, er würde mr dann mitteilen, was weiter vorzukehren sei. Von einer Belohnung oder gar Beteiligung war zwar nicht die Rede, aber das hätte sich für mich von selbst verstanden. Solche Hilfeleistungen werden ja selten rein selbstlos erbracht.

Allerdings fragte ich mich auch, wie denn die gute Dame ausgerechnet auf mich gekommen war. Hatte sich mein Ruf als hilfsbereiter Zeitgenosse bis nach Marokko oder weiter in Afrika herumgesprochen? Weiss man auf dem internationalen Parkett, dass wir für unsere Arbeit Geld brauchen? – Beim Studium des Verteilers der Anfrage wurde mir klar, dass es nicht Madame persönlich gewesen sein konnte, die sich an mich wandte. Vielmehr muste ein Computer mit automatischer Steuerung sämtliche Buchstaben-Kombinationen durchgespielt haben, die sich rund um meine E-Mail-Adresse bilden liessen… und alle Adressen (ob es sie gab oder nicht), die ähnlich klangen, wurden bedient.

Ich frage mich nur, ob wirklich jemand so abgründig blöd ist, auf so etwas hereinzufallen.