29/10  Süsse Summe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:57

Noch haben wir in guter bzw. schlechter Erinnerung, wie die Tabakindustrie während Jahrzehnten mit gekauften Studien jeden Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs zu verwischen versuchte. Erst das massive Vorgehen der Gesundheitsbehörden in den westlichen Ländern brachte ein Umdenken und schliesslich die Umkehr.

Bahnt sich nun etwas Vergleichbares im Sektor Zucker an? – Allgemein gilt in Kreisen der Adipositasforschung als anerkannt, dass der hohe Konsum von mit Zucker gesüssten Getränken eine der wesentlichen Ursachen ist für Übergewicht, sei es bei Kindern oder bei Erwachsenen. Das Verbot von Getränkeautomaten mit gesüsster Limonade in Schulhäusern ist heute eine anerkannte Methode zur Adipositasprävention und die Schweizer Stiftung Gesundheitsförderung hat eine Schwerpunktaktin in der Pipeline, mit der das Trinken von Hahnenwasser anstelle von Süssgetränken aktiv gefördert werden soll.

Und nun liest man, dass in einer aktuellen Studie – die interessanterweise von CocaCola finanziert wurde – methodische Kritik an den bisherigen Untersuchungen zu diesem Thema geübt wird. Die Studien, die einen Zusammenhang zwischen Süssgetränken und Übergewicht, Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen nachgewiesen hatten, seien nicht seriös genug, wiesen methodische Mängel auf und seien deshalb nicht glaubwürdig… Entbrennt nun ein Expertenstreit an der Zuckerfront?

Dabei ist die Sache doch selbst für Laien nachvollziehbar: bekannt ist die Anzahl der Stücke Würfelzucker bzw. die Gramm Zucker, die einem Süssgetränk beigefügt sind. Diese Zuckermenge mal die Anzahl der Liter, die pro Tag getrunken werden, ergibt die Zahl der „flüssigen Kalorien“, die durch das Trinken aufgenommen werden. Und diese Kalorien erhöhen den Tageskonsum, da sie meist zusätzlich zu den Kalorien aus der Nahrung aufgenommen werden, ohne dass sie sattt machen würden…

Es ist also einfach eine Summe unter dem Strich. Das kann man sogar im Kopf rechnen. Dazu braucht es keine Meta-Analyse und keine methodologische Diskussion unter Forschern. Die Getränkefabrikanten würden ihre Energie besser in die Kreation von kalorienfreien Flüssigkeiten stecken als in die Flaschen und in solche „Studien“.