20/1  Frische Fische

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:52

Es ist wieder einmal Zeit für eine Geschichte von Freund Rolf. Wir hatten gemeinsam eine Aufgabe erfolgreich beendet und machten uns auf, zusammen in einer Gaststätte zu essen. Rolf ist auch ein Freund der frischen Fische. Wo immer in einem Restaurant Fische auf dem Menüplan stehen, erkundigt er sich beim Personal, ob es sich denn auch wirklich um Frischfang handle. Nur wenn dies glaubhaft besätigt wird, ist er bereit, eine Bestellung aufzugeben.

Er hatte von einem Lokal gehört, das solches anbiete. Fische frisch aus dem Zürichsee, direkt aus dem Netz in die Pfanne. Wir bestellten und er wurde nicht enttäsucht. Die Mahlzeit schmeckte und weckte das Verlangen nach mehr. Im Gespräch mit dem Wirt erörterten wir die Probleme der Gaststätten, an qualitativ hochstehendes frisches Material zu kommen. Unter anderem, war zu vernehmen, übersteige die Nachfrage das inländische Angebot und nur dank guten Beziehungen sei es möglich, den Nachschub konstant zu sichern.

Dabei wurde uns bewusst, dass hier ein eklatantes Paradox besteht. Je ausgeprägter sich das Wissen um die gesundheitsförderliche Wirkung des Fischverzehrs in den Köpfen festsetzt, desto höher ist die Nachfrage. Gleichzeitig hört man die ersten Mahnngen vor überfischten Seen und Meeren und der Ruf nach Mässigung erschallt…

Während auf den Weltmeeren der grossindustrielle Fischfang die Ressourcen rücksichtslos plündert, unbesehen einer allfälligen Belastung mit Umweltgiften, haben die Berufsfischer im Inland kaum noch eine Existenzgrundlage. Mit Fischverarbeitungsprojekten unterstützt die Schweiz zudem Industrien in Schwellenländern Asiens, die dann ihrerseits auf dem Inlandmarkt die einheimische Produktion konkurrenzieren…

Der kleine Normalverbraucher ist verunsichert und weiss nicht mehr, woran er sich orientieren soll. Vielleicht wäre er gut beraten, sich einfach an Freund Rolfs Maxime zu halten und konsequent zu fragen, ob der Fisch auch wirklich frisch sei…