19/3  Big Brother

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:49

Was haben Vanille, Fenchel, Eucalyptus, Lavendel, Kardamom, Grapefruit, Kamille, Pfeffer, Rosmarin und Zimt gemeinsam? Sie duften. Und sie sollen – glaubt man den einschlägigen Anpreisungen des Herstellers – in bestimmten Kombinationen, als ätherische Parfüms angewendet, das Hungergefühl unterdrücken.

Mit einem Deo-Roller an den richtigen Stellen aufgetragen und tief eingeatmet, sollen die Düfte dieser Pflanzen „übermässige Hungergefühle“ dämpfen, den Appetit regulieren und sogar ein Sättigungsgefühl erzeugen.

Das wäre dann eine naturnahe, „chemiefreie“ Methode zur Unterstützung der Gewichtskontrolle, die ich da in einem Inserat gefunden habe, abgedruckt in einer Apotheker- und Drogisten-Zeitschrift. Acht verschiedene Geschmacksrichtungen werden angeboten, wobei allerdings nichts zu lesen ist über olfaktorische Risiken und Nebenwirkungen: werden die Düfte mehrmals täglich auf Nacken, Schläfen und Handrücken angebracht, so muss wohl damit gerechnet werden, dass sich der Geruch je nach Penetranz auch in der beruflichen und privaten Umwelt verbreitet und dort möglicherweise zu anderen Reaktionen führt…

Eine mögliche Nebenwirkung wird explizit genannt: „Es kann zu einer Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphinen) kommen…“ – Gemeint ist dabei wohl der/die Anwender/in selber. Da frage ich mich dann aber, ob diese Glücks-Erzeugung nicht auch bei den Passiv-Riechern auftreten könnte. Und wenn dem so wäre: ob man dann nicht diese Art von natürlicher und sattmachender Duftveredelung grad ganz direkt in die Kimaanlagen einbringen könnte, um so im ganzen Betrieb, ja in einem erweiterten öffentlichen Raum nicht nur einen kollektiven Glücksrausch zu erzeugen, sondern gleichzeitig auch ein gemeinsames Sättigungsgefühl zu entwickeln, das sich regulierend auf den Gesamtverbrauch an Kalorien auswirken würde.

Das wäre dann eine Dimension, die sich Goerge Orwell für 1984 noch nicht ausgemalt hatte: Big Brother is smelling you!