21/4  Ungesundes besteuern

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:10

An sich, sagt man, gibt es keine guten oder schlechten Nahrungsmittel. Also eigentlich auch keine gesunden oder ungesunden. Es sei allein die Menge, die ausmacht, ob etwas in der Wirkung für die Gesundheit schädlich oder eben „gut“ sei.

Gleichzeitig lernt und lehrt man, dass eine vorsichtige Dosierung beim Fett, beim Zucker, beim Salz durchaus hilfreich sein könne, genau so wie der ausreichende Verzehr von Früchten und Gemüsen, damit verbunden von Nahrungsfasern, eben gut für die Gesundheit sei. Das ist evidenzbasiert durch unzählige Studien erwiesen und nur hartnäckige Präventionslügner behaupten noch immer das Gegenteil.

Soll man, darf man also das tendenziell „Ungesunde“ mit einer zusätzlichen Steuer belegen, um so dessen Konsum einzuschränken oder zumindest eine Hürde einzubauen? Nach dem Erfolg entsprechender Lenkungsabgaben auf Tabak und Alkohol, sowohl für die Staatskassen wie auch für die Anzahl der Sterbefälle, liegt es immer näher, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen.

So hat Dr. Mike Rayner vom Gesundheitsepartement der Universität Oxford in einem Interview mit der BBC die Behörden aufgefordert, eine zusätzliche Mehrwertsteuer zu erheben auf Süssgetränken, Schokolade und Fast-Food. Eine entsprechende Gesetzesvorlage unter dem Stichwort Pasteten-Steuer sorgt im Parlament bereits für heisse Debatten und rote Köpfe. Dass die Diskussion nun von wissenschaftlicher Seite Unterstützung erhält, gibt dem Thema neue Brisanz.

Noch vor kurzem wurden bei uns parlamentarische Vorstösse in dieser Richtung eher belächelt und nachsichtig zur Kenntnis genommen. Mehrere Länder in Europa, so Dänemark und Frankreich, jetzt eben auch England, sind in eine Phase der politischen Konkretisierung eingetreten. Es wird interessant sein, diesen Prozess zu beobachten.