2/6  Voll prall

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:32

Ich war zwei Tage unterwegs in Genf. Am Abend im Hotel wollte ich einen Blog schreiben über eine TV-Sendung im deutschen Hartz-IV-Fernsehen mit einem bezeichnenden Titel wie Das pralle Leben oder so. Und als ob es darum ginge, das Wort „prall“ so drastisch wie möglich zu illustrieren, sind die zumeist weiblichen Hauptpersonen dieser Geschichten fast ausnahmslos nicht nur dick sondern richtig fett. Und sie bedienen sämtliche Klischees und Vorurteile, die man sich denken kann: sie sind faul, arbeitsscheu, verlogen, unzuverlässig, verfressen, gierig… bis zum Abwinken. Aber wenige Minuten vor Schluss geschieht jeweils ein TV-Wunder: die dicken Ekelpakete gehen nach einem neuerlichen Rückschlag in sich, zeigen Reue und geloben feierlich Besserung… bloss: die erleben wir dann nicht mehr, weil nach der Werbung die Sendezeit wirklich vorbei ist.

Das hatte ich so schon fast fertig geschrieben, als sich mein PC plötzlich und spontan von selber abschaltete und sein Programm zuerst herunter- und dann wieder herauffuhr, um einige Dateien zu aktualisieren. Ich habe mich seither nicht mehr vergewissert, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist oder ob sich da möglicherweise ein Käfer eingeschlichen hat. Ich habe in letzter Zeit mit meinem kleinen Reise-Laptop ohnehin etwas auf Kriegsfuss gelebt, vielleicht will mich das Ding dazu bringen, mir endlich einen iPad oder so etwas anzuschaffen…

Gefreut hat mich dann bei der Tagi-Lektüre ein Atikel von Simone Meier, die sich über die unsägliche Werbung für jene Artischoken-Brühe lustig macht, welche angeblich das Fett im Körper achtmal so schnell schmelzen lässt wie es dies normalerweise tue… Bei näherer Betrachtung muss man allerdings einräumen, dass diese Behauptung so falsch gar nicht ist. Da das Körperfett im richtigen Leben ausserhalb der TV-Werbung überhaupt nicht schmilzt (gleich Null), geht die Rechnung auf: achtmal Null ist immer noch Null. Wer spricht da von Werbelüge? Aber ich habe der Frau Meier doch in Gedanken eine kleine Kusshand zugehaucht.

Und dann bleibt auch noch die Freude darüber, dass der Ständerat nach einem Stichentscheid des Präsidenten beschlossen hat, auf die Beratung der Vorlage zum Präventionsgesetz einzutreten, und dieses auch tatsächlich gutgeheissen hat (allerdings nicht ohne es noch etwas abzuschwächen). Dass der Gewerbepräsident in der Zeitung schon wieder mit dem Referendums-Pfahl winkt, das muss nicht mehr verwundern, er vertritt schliesslich die Interessen derer, die davon profitieren könnten, wenn es keinen staatlichen Einfluss gäbe zur Regulierung von schädlichen Auswüchsen in der Lebenmittelproduktion und in der Werbung… Eigennutz geht vor Gemeinnutz. Das wird ein lustiger Abstimmungskampf