2/7  Männerrunde

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:27

Es war ein gemütlicher Nachmittag, oben in der Bibliothek des kleinen Altersheims. Ein Dutzend Senioren waren zusammen gekommen. Einmal im Monat treffen sie sich, um einen Gast ins Kreuzverhör zu nehmen. Diesmal war ich dran.

Jeder hatte ein Gläschen Weissen vor sich, und so ging das Erzählen munter voran. Der Gastgeber, der auch das Gespräch führte, war ein alter Bekannter aus meiner Berufszeit, wir waren seither in lockerer Verbindung geblieben, auch als er sich nach einem Unfall in Heimpflege begeben musste, und nun hatte er mich zu diesem Nachmittag eingeladen.

Es war eine nostalgische Reise zurück in gemeinsame Vergangenheiten, Beruf, Militär in verschiedenen Facetten, und zuletzt mein eigenes Engagement nach der Pensionierung für die Anliegen der Adipositas-Betroffenen. Und es bestätigte sich das Phänomen so vieler Diskussionen mit Publikum: anfänglich ist das Wissen begrenzt, auch eine gewisse Scheu ist da, die Fragen auszusprechen, die man auf der Zunge hat, doch dann gibt ein Wort das andere, eine Erklärung ruft nach weiteren Fragen und plötzlich ist man mitten in einem Gespräch, das für viele eine Reihe von neuen Tatsachen und Erkenntnissen bringt. Verständnis auch und Anteilnahme einem Problem gegenüber, das einen selber vielleicht gar nicht betrifft, von dem man aber nun weiss, dass es existiert.

Ich war – eine eher ungewöhnliche Situation – in dieser Runde mit Abstand der Jüngste. Aber die älteren Herren hörten aufmerksam zu und stellten kluge Fragen, die viel über ihre Lebenserfahrung verrieten. Als sie sich bedankten war es an mir, ihnen Dankeschön zu sagen für die Aufmerksamkeit und die Zeit, die sie unseren Anliegen geschenkt hatten.