9/11  Totgesagte leben länger

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:00

Es gibt Nachrichten, die sind nicht unter zu kriegen. Vor zwei Monaten ging die Meldung um die Welt, ein zum Tode verurteilter US-Häftling habe Einspruch gegen seine Hinrichtung erhoben, weil er zu dick sei für die Giftspritze, da man im Fett seiner Arme die Venen nicht finden würde.

Nun taucht die genau gleiche Meldung nach 12 Wochen wieder als neue Aktualität auf. Dabei wurde an dieser Stelle bereits beim ersten Mal über den Fall berichtet. Was ist los? Sind die Dicken von heute die Meeresungeheuer von früher? Ist es immer gut, wenn sonst flaue Gurkenzeit herrscht, einen Fettwanst durch die Gassen zu schleifen? Die hat man gern: nicht nur dick, sondern auch noch kriminell dazu! Und dann Ansprüche stellen! Nicht etwa in aller Demut und Ruhe sein Schicksal akzeptieren, sondern frech auf einem wenigstens würdevollen Ableben bestehen! Was fällt denen bloss ein..?

Es ist wohl ein schwieriges Unterfangen, sich „positive“ Schlagzeilen rund um übergewichtige Menschen vorzustellen. Etwa in dem Sinne, dass ein kleines Kind dadurch vor dem Ertrinken gerettet wurde, dass es sich an einer dicken Frau festhalten konnte, die bei der Überschwemmung im Wasser trieb? Kaum wahrscheinlich. Dann viel lieber die News von der dicken Mutter, die ihr Kind im Schlaf erdrückt hatte.

Ein 181 Kilo schwerer Mörder, heisst es, konnte nicht gehängt werden, weil sonst die Gefahr bestand, dass ihm bei lebendigem Leib der Kopf abgerissen würde. Er erhielt statt dessen lebenslänglich und starb dann aus eigenem Antrieb. Einer der raren Momente, in denen Übergewicht lebensverlängernd wirkte.