11/11  Auskunft vom Arzt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:34

Um Kosten zu sparen, empfehlen die Krankenkassen, man solle nicht sofort zum Arzt gehen. Man solle es zuerst mit einer telefonischen Konsultation versuchen, sei es bei einem entsprechenden „Med-Portal“, sei es in einer Apotheke, wo man per  Bildschirm mit einem Medikus chatten kann, oder sei es online über eine Website. Auch Zeitungen bieten entsprechende Auskunftsrubriken an.

In der SonntagsZeitung gibt es eine solche: Aerzte geben Antworten. Das ist eine durchaus hilfreiche Sache, soweit eine Konsultation „à distance“ überhaupt sinnvoll und möglich ist. Die Antworten sind knapp, fachlich korrekt und freundlich. Zu denken geben gelegentlich die Fragen.

So heute. Da schrieb eine 20-jährige Frau allen Ernstes sinngemäss: Ich habe einen BMI von 20,5. Nun habe ich im Internet eine Abnehm-Pille auf pflanzlicher Basis gekauft. Kann ich diese ohne Bedenken einnehmen?

Mir blieb fast der Frühstücksbissen im Hals stecken. Himmelherrschaft, wie bescheuert muss man sein, um so eine Frage überhaupt nur zu stellen?! Hat denn alle die Aufklärungs- und Informationsarbeit, die seit Jahren auf diesem Gebiet geleistet wird, rein gar nichts gebracht? Wer einen BMI von 20 hat, der lebt im unteren Segment des „Normalgewichts“ (BMI 18-25), der soll froh und glücklich sein, dass er sein Gewicht so toll im Griff hat und niemals auch nur im Entferntesten daran denken, abzunehmen.

Und auf keinen Fall mit einem Präparat, das per Online-Apotheke erstanden wurde: hier lauert das Verderben auf dem Sprung. In den meisten dieser Produkte wurden Schadstoffe und schädliche Komponenten gefunden, die bei uns im Markt gar nicht zugelassen sind. Sie können nachhaltige Schädigungen einzelner Organe und der Gesundheit auslösen.

Die auskunftsgebende Ärztin hat all dies auch gesagt, mit freundlichen, wohlgesetzten Worten. Sie hat der jungen Frau empfohlen, höchstens unter ärztlicher Aufsicht ans Abnehmen zu gehen, wobei sie dies ja eigentlich wirklich nicht nötig habe. – In solchen Momenten bedauert man die Institution der Ferndiagnose. Da möchte man den fragenden Patienten gleich zur Hand haben, um ihm eine scheuern zu können… was dem Hippokratischen Eind zwar nicht ganz entspräche – aber manchmal vielleicht Wirkung zeigen könnte. Eine ganz andere Frage wäre allerdings die nach dem Motiv: weshalb meint denn die Fragerin, mit BMI 20,5 „zu dick“ zu sein?