12/11  Dicke Beamte

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:45

Es gibt ein chinesisches Sprichwort: Dicke Beamte – dünne Bauern. Darin mag sich eine uralte Befürchtung artikulieren, dass ein träger, an sich unnützer Verwaltungsapparat das arbeitende Volk ausnutzt und belastet.

Solch eingewurzelte Vorurteile sind möglicherweise Schuld daran, dass es – wenn auch nicht im Gesetz ausformulierte – so etwas wie stillschweigende Annahmen gibt, dass ein staatlicher Beamter gefälligst schlank zu sein habe.

Dies führt z.B. dazu, dass in Deutschland einem Lehrer, der seinen Unterricht zwar untadelig gestaltete und bei den Schülern beliebt war, der Beamten-Status verweigert wurde, weil er einen BMI von 34 hatte. Eine Recherche ergab, dass die ungeschriebene Limite für die „Verbeamtung“ bei BMI 30 lag. Mit BMI 31-34 musste ein Kandidat gesundheitlich genauer unter die Lupe genommen werden und bei BMI 35 und mehr war dann Schluss.

Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen entsprechende Berichte immer wieder, nicht nur im Falle des Lehrerberufs. Die deutsche Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung GgG hat ein ganzes Dossier solcher Fälle zusammengestellt. Auch wenn sich diese (zum Glück) nicht mit voller Stringenz auf die Schweiz übertragen lassen, geben sie doch Anlass zu Nachdenklichkeit.

Es ist nach wie vor nicht selbstverständlich, dass übergewichtigen und adipösen Menschen ohne Vorurteil gegenübergetreten wird. Nach wie vor braucht es unser Engagement im Interesse von Betroffenen. Der Kampf um Anerkennung ist noch lange nicht geschlagen, selbst wenn keine „dicken Beamten“ uns daran hindern, ihn zu führen. Aber dieser Kampf braucht Mittel. Deshalb sind wir  auf Unterstützung angewiesen. Heute mehr denn je.