6/12  Hotte-Notte-Nigolin…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:31

Es ist lange her, die Kinder konnten kein Englisch und alles, was sie verstanden, klang wie Hotte-Notte-Nigolin, In-De-Niggel-Holion. Das war natürlich keine Geheimbotschaft und auch keine unverständliche Eingeborenensprache, sondern wäre Englisch gewesen und hätte richtig geheissen: Put another Nickel in, in the Nickelodeon. Oder zu deutsh: Wirf doch noch eine Münze in den Musikautomaten!

Ums Einwerfen von Münzen geht es immer noch. Denn Nickelodeon ist mittlerweile als weltweiter TV-Anbieter von Kinderprogrammen zu einem Kommunikations-Gigangen geworden, der in die Kinderstuben aller Nationen hinein reicht und internationale Verhaltensmuster prägt und Geschmacks-Standards setzt, die ganze Generationen charakterisieren.

Es ist deshalb nicht trivial, was auf diesem Sender an Werbung zu sehen ist. Deshalb haben sich Anfang dieser Woche 30 namhafte Spezialisten auf dem Gebiet der Ernährung, der Medizin, der Präventions- und Gesundheitspolitik mit einer Petition an den Kinderkanal und dessen Betreibergesellschaft Viacom gewandt. Nickelodeon solle, so wird darin postuliert, eine resriktivere Politik bezüglich der Junk-Food-Promotion einführen und sich vermehrte Zurückhaltung auferlegen, für welche Produkte die Nickelodeon-Protagonisten wie Spongebob und Co. in Zukunft werben sollten.

Vorbild für eine solche freiwillige Selbstbeschränkung sind die Disney-Channels, die entsprechende Regelungen bereits eingeführt haben. – Alle Bemühungen der Eltern, ihre Kinder zu „richtigem“ Essverhalten zu erziehen, würden zunichte gemacht durch das permanente TV-Bombardement mit verhängnisvollen Botschaften, die praktisch nur ungesundes Zeug anböten, das – so direkt wurde dies noch kaum je formuliert – das bei den Kids „Adipositas, Diabetes und andere Gesundheitsprobleme“ verursache, sagen die Experten. Nickelodeon werde dadurch zum direkten Gegenspieler von verantwortungsbewussten Eltern, was zu einem täglichen Kleinkrieg in den Familien führe, vom Frühstück über den Einkauf bis zu Trotzreaktionen im Restaurant und im Gemüseladen…

Das Lebensmitttel-Marketing, so die Konklusion, forme das Essverhalten der Kinder für ihr ganzes Leben. Da nützten elterliche Verbote wenig bis nichts, denn der Einfluss der falschen TV-Vorbilder in seiner permanenten Repetiotion sei stärker und prägender als jede erzieherische Anstrengung. Sie sollten aufhören, sagen die Experten, unseren Job als Eltern mit Absicht noch schwieriger zu machen, als er ohnehin ist. – Aber eben: letztlich geht es ja um den Nickel, den Batzen, der verdient sein will. Und um den dummen Aberglauben von der Allmacht des Marktes…