12/12  Medi-Alarm!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:37

Neues Problem. Muss ich künftig jeweils im Amtsblatt eine Anzeige publizieren, wann ich wo mit meinem Auto durchfahre? Es sieht ganz danach aus, als ob die öffentliche Sicherheit dies gebieten würde. Grund ist der lobende Hinweis auf eine Website, die ich bisher nicht gekannt habe.

In einem Zeitungsartikel wurde berichtet, es gebe eine Internet-Seite, auf der man sich schnell und sicher darüber informieren könne, ob ein Medikament, das man verschrieben bekommen hat, ev. kritische Nebenwirkungen aufweist, die sich auf die Fähigkeit, ein Auto zu lenken, negativ auswirken können.

Als aktiver Senior (oder „Golden Ager“, wie man jetzt auch sagt), bin ich schon zweimal auf Geheiss des Strassenverkehrsamts bei meinem Hausarzt gewesen. Der hat geprüft, ob ich noch klar die Ausrichtung auch der kleineren Es erkennen kann, und dann offenbar eine positive Bestätigung abgegeben, denn das Amt hat mir jeweils umgehend für weitere zwei Jahre die Strasse freigegeben. Von Medikamenten und deren Nebenwirkung war in diesem Zusammenhang aber nie die Rede.

Aus reiner Neugier habe ich auf der entsprechenden Website mymedi.ch mal die Mittel eingegeben, die ich seit meinem Herzinfarkt jeden Morgen brav schlucke. Es sind insgesamt sieben an der Zahl. Und o Schreck! Bei vieren der sieben Präparate ist neben dem Namen ein rotes Symbol aufgetaucht, in Form einer winzigen Gefahrentafel mit dem Wort RISK darin, sowie einem kurzen erläuternden Text, der mir mitteilte, dass das Medikament, nach dem ich mich erkundige, meine Wahrnehmung trüben, mich schläfrig machen, meine Reaktionszeit verlängern, meine Aufmerksamkeit herabsetzen könnte… Und dies gleich mehrfach!

Der Vergleich mit den jeweiligen Packungsbeilagen zeigte, dass diese Hinweise auch dort vorkamen, bloss ohne rotes Warnschild und so klein gedruckt, dass man sie bequem überlesen konnte. Es ist ja ohnehin so, dass man eigentlich gar keine Medikamente schlucken dürfte, wenn man eins zu eins glauben würde, was auf den Beipackzetteln steht. Die dienen ja nicht zur sachlichen Information des Patienten sondern sind ein Disclaimer für den Hersteller, dass er bei eintretenden Störungen fein raus ist und sagen kann: ich habe Sie ja gewarnt!

Was mir auch nach der Internet-Konsultation nicht klar ist: wie steht es denn mit der Kumulation, wenn mehrere Mitel gleichzeitig eine solche Wirkung entfalten können? Verstärkt sich das oder hebt sich das vielleicht ab 5 Pillen gegenseitig auf? Auf jeden Fall werde ich beim nächsten Besuch mal den Onkel Doktor fragen. Denn die Tante in der Apothek, deren Befragung man mir auch regelmässig empfiehlt, händigt mir jeweils kommentarlos meine Bestellung nach Rezept aus, dabei muss sie doch annehmen, dass ich das Zeug schlucke! – Oder gibt es in dieser Sache einschlägige Erfahrungen?