20/12  Weltuntergangs-Apéro

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:56

Heute fand ein Workshop statt, an den etwa 20 SpezialistInnen aus verschiedensten Sparten des Gesundheitswesens teilnahmen. Es ging darum, gemeinsam ein Modell zu entwickeln, wie mit einfachen Indikatoren das Risiko unterschiedlicher Zielgruppen bestimmt werden kann, von einer Herz-Kreislauf-Krankheit betroffen zu werden.

Alle Teilnehmenden zeichneten sich durch ein solides Wissen um die gesundheitliche Bedeutung des Lebensstils aus, wussten um die individuelle Eigenverantwortung, wenn es ums Verhalten geht und um die Tragweite staatlicher Massnahmen für die Verbesserung der gesundheitsrelevanten Verhältnisse und der Umwelt. Alle konnten für sich in Anspruch nehmen, in Gesundheitsfragen überaus kompetent zu sein.

Zum Abschluss der erfolgreichen Arbeit und mit einem ironischen Seitenblick auf das Datum des morgigen Tags stand auf dem Programm ein Weltuntergangs-Apéro riche. Man begab sich in den angrenzenden Raum. Dort waren einige Stehtische, darauf hatte es Schalen mit einem interessanten Mix aus gerösteten Nüssen, dazu gab es Rot- und Weisswein, O-Saft und Mineralwasser. Von einem reichhaltigen Büffet war nichts zu sehen und schon machte sich eine gewisse diskrete Enttäuschung breit: war diese Kargheit das Symbol für das Ende der Welt?

Kaum war dieser Gedanke gedacht, öffneten sich die Türen und herein kamen die Bediensteten, wie es sich für ein Nobelhotel geziemt, mit silbernen Tabletts, auf denen sie die schmucken Speise-Portionen darboten: Kürbiscrèmesuppe in kleinen Tässchen, Satay-Poulet-Spiesschen, Bruschetta-Brötchen, Glasschälchen mit frischem Salat und fünflibergrosse, saftige Mini-Hanburger…

Als das Personal die erste Runde durch die Apéro-Gesellschaft abgeschlossen hatte war klar, welche der Speisen am meisten Anklang gefunden hatten. Praktisch aufgegessen waren die kleinen Hamburger. Dann kamen die Poulet-Spiesschen, dann die Brötchen, dann die Suppe… und kaum berührt standen die Salat-Schälchen noch immer da. Das veränderte sich auch bei den weiteren Durchgängen nicht wesentlich. Und als zum Nachtisch die verschiedenfarbenen Marcarons gereicht wurden, waren auch die im Nu verputzt.

So viel zum Thema Food Literacy. Oder: gewusst ist nicht immer auch getan. Ein Tost bleibt: deswegen geht die Welt nicht unter.