21/3  Weiterbildung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Zum vierten Mal hatte das Zürcher Universitätsspital zu einem Adipositas-Symposium eingeladen, an dem aktuelle Erkenntnisse zum Übergewichts-Komplex verittelt wurden. Im Vordergrund standen dabei die chirurgischen Eingriffe unter verschiedenen Aspekten.

Eindrücklich war es, live eine Magenbypass-Operation mitzuverfolgen, die auf die Leinwand im Hörsaal übertragen wurde, wobei der operierende Chirurg jeden seiner Handgriffe kommentierte und erläuterte. Dreiviertelstunden dauerte der Teil, bei dem das Publikum optisch dabei sein und auch Fragen stellen durfte. Eindrücklich der reibungslose Ablauf im Team und das geschickte Hantieren mit den „Werkzeugen“ im Bauchraum des Patienten.

Sodann gab es Informationen zu neuen Erkenntnissen über Wirkungsmöglichkeiten der „konventionellen“ Gewichtskontrolle, wie die verschiedenen Ernährungsformen auf Dauer anschlagen und welche Bedeutung dabei einer medikamentösen Unterstützung zukommt.

Der Ernährung nach einer Operation galt ein weiteres Referat: sorgfältig wird der operativ veränderte Magen-Darm-Trakt wieder an den Umgang mit Nahrung gewöhnt, die nun schon in kleinen Mengen sättigt und trotzdem dem Körper die benötigten Nährstoffe zuführen muss. Um das seelische Wohlbefinden nach einer solchen Operation ging es im nächsten Vortrag, und darum, dass – laut einer breit angelegten amerikanischen Studie – nach Magen-Operationen eine Steigerung der Selbstmordrate festgestellt wurde: ein Fall auf 1’000 Patienten, was indessen nicht ohne weiteres auf die Schweiz zu übertragen sei, weil hier die psychologische Betreuung vor und nach der Operation besser organisiert sei.

Spannend waren die Ausführungen zu den Unterschieden zwischen dem inzwischen „klassischen“ Magen-Bypass und der neueren Operationstechnik des „Schlauch-Magens“, wobei die Wahl der jeweiligen Technk jedem Patienten individuell angepasst werden muss. – Anhand von ausgiebigen Testreihen mit operierten Mäusen wurde dargelegt, welche Veränderungen im Hormon-Haushalt nach einer Operation den Stoffwechsel beeinflussen, was zur Erkenntnis führt, dass die bisherige Theorie, wonach ein solcher Eingriff vor allem die Nahrungsmenge einschränkt und die Verdauung reduziert, wohl zu kurz greift und noch weitere Faktoren den Gewichtsverlust mit bestimmen dürften.

Ein Streitgespräch zwischen zwei Experten rundete die Veranstaltung ab: ist es angezeigt, die Magen-OP auch als Therapie gegen Diebetes Typ 2 einzusetzen, selbst bei PatientInnen mit einem BMI unter 35? Es gibt gute Gründe dafür und gute Gründe dagegen… der Entscheid darüber, was machbar ist, muss immer im Interesse des Patienten individuell getroffen werden. Die Inhalte der Ausführungen sind hier nachzusehen.