25/3  Herz-Probe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:45

In letzter Zeit fühl(t)e ich mich oft schlapp. Antriebslos ist auch so eine Bechreibung, die passen könnte. Wie absurd ist es doch, wenn man sich am Morgen beim Aufstehen schon innerlich darauf freut, abends wieder ins Bett zu können!?

Sicher, das kann mit dem Wetter zu tun haben. Und eigentlich darf man als Mensch, der eben den 72. Jahrring überwunden hat, die Dinge auch ohne schlechtes Gewissen etwas ruhiger angehen. Und doch verspürt man beim Arztbesuch so etwas wie Unsicherheit.

Es könnte ja sein, dass das ganze Gestell etwas ins Klappern gekommen ist. Vor allem wenn man nicht zu den Rotsockenwanderern und den greisen Marathonläufern gehört, die bei jeder Gelegenheit ihre ledergegerbten Gliedmassen in die Sonne recken…

Warum bin ich beim Gehen schon nach wenigen Schritten erschöpft und muss nach Luft japsen? Weshalb schafft mich eine Treppe im Bahnhof derart, dass ich im Zug drei Minuten lang nicht aus dem Schnauben heraus komme?

Die Abklärung der Lungenfunktion war ohne Befund: alles ok, es hat sich gelohnt, vor 50 Jahren mit dem Rauchen aufzuhören. Und heute nun der Herz-Check. Vor mehr als zwei Jahren war die letzte Untersuchung. Die Praxisassistentin verdrahtet mich kunstvoll und lässt den Strom durch meinen Körper laufen. Die Nadeln zeichnen die feinsten Zuckungen des Herzchens auf. Dann werden Puls und Blutdruck gemessen.

Alles im grünen Bereich, sagt der Doktor, sehr gute Werte und nichts Ungewöhnliches. Dann geht es ins Belastungs-EKG. Zuerst auf dem Laufband, dann auf dem Fahrrad-Ergometer, immer strenger wird es, in die Pedale zu treten, der Atem wird knapp, der Schweiss beginnt zu perlen… aber der Doktor ist zufrieden, sehr gut hätte ich das gemacht, obwohl ich fürchte, dass mir jeden Moment schwarz wird vor Augen.

Schliesslich geht es noch ins Ultraschall. Auf dem Bildschirm sehe ich einen hellen Schatten, der mein Herz darstellt. Wie eine Faust, die sich ballt und sich dann wieder öffnet, zuckt das Ding regelmässig vor sich hin, und rhythmische Zackenkurven schlängeln sich übers Bild…

Es sei, sagt der Doktor abschliessend, alles bestens. Das Herz sei aus dem Verdacht entlassen, eine Gefahr für meine Gesundheit darzustellen. Die Probleme, die ich habe, sollten beseitigt werden können. – Tröstliche Botschaft, die man nun nur noch umsetzen müsste.