4/7  Roter Stier

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:30

Rot sei die Farbe, die Stiere zum Rasen bringt. Sagt man. Darum wird auch auch davor gewarnt, mit roten Hemden, Jacken oder Schirmen über Alpweiden zu wandern, auf denen das ehemalige Hornvieh grast.

Das ist der eine Fakt. Den anderen erlebte ich damals, als wir unsere Büros noch in der Stadt hatten, jeweils am Morgen. Wenn ich am Bahnhof auf die S-Bahn wartete, damit sie mich in die Innenstadt brachte, wehte ein penetranter Geruch über dem Perron. Süsslich klebrig, unnatürlich parfümiert und aufdringlich. Er kam aus den zahllosen blauen Dosen mit dem roten Aufdruck, welche die Schüler in den Händen hielten und aus denen sie von Zeit zu Zeit süffelten… Frühstücksersatz wohl, aufputschender Muntermacher, wenn man in ihre verkaterten Gesichter mit den zugeschwollenen Äuglein schaute, auf dass sie, angepeitscht von den Inhaltsstoffen, dem Stress des Alltags für die nächsten Stunden gewachsen seien.

Wir wurde jeweils halbwegs übel von dem Gestank und ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Gebräu bei den Kids so beliebt sein sollte, dass sämtliche Grossverteiler ein günstigeres Nachahmerprodukt auf den Markt warfen, auch wenn dieses vielleicht nicht die gleichen Flügel verlieh wie angeblich das Original. Gesunde Ernährung am Morgen sah für mich anders aus und roch vor allem nicht so markdurchdringend.

Und nun stellt sich heraus, wie Foodwatch berichtet, dass diese Energy-Drinks und vor allem die daraus konzentrierten „Shots“ alles andere als harmlos sein sollen. Eine Studie im Auftrag des deutschen Verbraucherministeriums, die bereits vor vier Jahren veranlasst worden war, habe ergeben, dass diese Aufputschdrinks unter Umständen „Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen, Krampfanfälle und sogar Todesfälle“ verursachen könnten. Vor allem im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.

Nun kann man sagen, jeder sei seiner eigenen Gesundheit Schmied und wer sich partout vergiften wolle, den solle man gewähren lassen… Das Problem ist aber offenbar – glaubt man Foodwatch -, dass diese Studie vom Ministerium unter Verschluss gehalten wird… – Die Konsumenten-Organisation hat deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet, um zu erwirken, dass der Verkauf dieser Drinks an Kinder eingeschränkt wird und dass die konzentrierten „Shots“ ganz verboten würden. Sollte die Aktion Erfolg haben und sich auch auf die Schweiz ausweiten, wäre ihr der morgendliche Dank meiner Nase gewiss.