15/7  Ich schwitz‘ wie Sau!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Manuela (30) und Anita (25) sind übergewichtig und Schwestern. Sie wollen, sagt der Pressetext, beweisen, dass auch Menschen „mit etwas mehr drauf“, wie sie sagen, auf Reisen Spass haben können. Deshalb buchen sie Ferien in der Türkei. Und RTL 2 ist für uns dabei.

Das fängt schon im Reisebüro an, wo man den beiden freundlich empfiehlt, im Charterflug doch für ihre 140 Kilo je zwei Plätze zu buchen, sie hätten es dann gemütlicher. Im Hotel tun sie sich schwer mit einer engen, steilen Treppe, auf der Suche nach passenden Kleidern finden sie nichts in ihrer Grösse, zu Fuss unterwegs sind sie nach wenigen Minuten Gehens am Rande der Erschöpfung und schwitzen „wie Sau“, was sie bei jeder Gelegenheit heraustrompeten, und als sie eine Moschee besichtigen wollen und sich in dezente Tücher hüllen sollen, da finden sie nichts, das gross genug wäre… Der Gang auf einen Aussichtsturm wird zum Alptraum und vor allem nerven sie sich permanent, dass die Leute in der Türkei sie gleich doof anstarren wie die Leute daheim in Deutschland.

Dass dieses Anstarren eventuell etwas damit zu tun haben könnte, dass sie sich extrem ungünstig anziehen und sich in hautenge, knallbunte Stretchkleidchen zwängen, in denen sie aussehen wie Blut- und Leberwurst, das kommt den beiden Gemütsathletinnen nicht in den offenbar etwas begrenzten Sinn…

Womit wir bei der üblichen Frage sind, was denn solche TV-Beiträge „bringen“. Anfangs könnte man denken, es gehe darum, Menschen mit Übergewicht („die etwas mehr drauf haben“) Mut zu machen, sich etwas zuzutrauen und auch mal eine Reise zu unernehmen, trotz aller Handicaps, die sich dabei in den Weg stellen können… Aber dann bleibt auch beim anteilnehmenden Betrachter vor allem der Eindruck, dass hier zwei permanent motzende, unzufriedene Tussen unterwegs sind, die sich verlaufen, die keine Sprache können, die dauernd am Meckern sind und uns vor allem ihre eigene Einfalt vor Augen führen… egal, ob sie nun dick sind oder dünn. Und am Schluss bleibt dann wieder nur die Genugtuung für die Zuschauenden, dass sie selber – gottlob – nicht so unbedarft unterwegs sind. Wars das?