9/8  Schwarz und weiss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:00

Mit recht gemischten Gefühlen haben wir heute die Nachricht gelesen von der armen Oprah. Sie wollte sich in Zürich eine Tasche zeigen lassen, die den bescheidenen Batzen von 35’000 Franken gekostet hätte. Aber die Verkäuferin erkannte die „bekannteste Talkmasterin der Welt“ leider nicht und wollte sich die Umtriebe ersparen, das gute Stück aus der Sicherheits-Vitrine zu nehmen, falls die dunkelhäutige Dame es dann doch nicht kaufen würde. Hätte Oprah russisch gesprochen, wäre der Deal vielleicht anders verlaufen.

Und nun fällt die ganze Welt über Zürich und die Schweiz her, weil wir ein Hort des fehlgeleiteten radikalen Rassismus‘ seien. Zwar wird an allen Enden und Ecken beschwichtigt, aber der Makel ist nicht so leicht wegzuwischen, den eine einfache Verkäuferin verursacht hat, weil es ihr gestunken hatte, die Luxustasche hervorzuholen.

Dabei ist Diskriminierung täglich praktizierte Realität. Nicht bei uns, sondern in USA, wie eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt. Es geht um die bariatrischen Magenoperationen. Eine Analyse der seit 1999 durchgeführten Magenband- und Magenbypass-Operationen und des entsprechenden Patientengutes hat gezeigt, dass etwa gleichviele Adipositas-PatientInnen der weissen wie der schwarzen Bevölkerung die medizinischen Kriteren für einen solchen Eingriff erfüllen würden, dass aber nur knapp halb so viele Schwarze wie Weisse tatsächlich operiert worden sind. Also eine klare Rassen-Diskriminierung.

Bei der Frage nach dem Warum stiessen die Experten auf verschiedene Begründungen. Zum einen stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der weissen Patienten eine private Krankenverisicherung hatten, während die Schwarzen kaum entsprechnd versichert waren. Zum andern zeigte sich, dass die Patienten von ihren Ärzten sehr unterschiedlich beraten wurden. Weisse wurden häufiger auf ihr Gewichtsproblem angesprochen und auf die Möglichkeit einer Operation hingewiesen, obwohl zahlenmässig der Anteil an Adipositas-Patienten bei den Schwarzen mit 50% wesentlich höher ist als bei den Weissen (30%).

Nach weiteren Gründen für diese unterschiedliche OP-Häufigkeit müsse noch geforscht werden, sagen die Wissenschafter. Eine systematische und bewusste Ungleichbehandlung liege nicht vor, wird beteuert. Das hat die Verkäuferin in der Edelboutique im Nachhinein auch gesagt.