13/8  Leben bis 120?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:46

Der Traum von der ewigen Jugend beherrscht die Menschen seit Urzeiten. Wie sonst würden sich die bildhaften Darstellungen der „Jungbrunnen“ erklären, die Sensucht von Faust nach dem Augeblick, der verweilen möge und heute all die Kosmetikprodukte in der Werbung, die versprechen, Falten zu glätten und den Teint um Jahrzehnte zu verjüngen… ganz abgesehen von der boomenden Schönheitschirurgie, die vor keinem Körperteil mehr zurückschreckt und die uns Greisinnen beschert mit botoxbetäubten, glatt gelifteten und straffen Wachsgesichtern und gleichzeitig mit verrunzelten Krallenhänden, die an die Hexe aus Hänsel und Gretel erinneern…

Alle wollen länger leben, aber niemand will alt sein – sagt der Volksmund. In Amerika wollte man es genauer wissen. Dort sagen die Zukunftsforscher voraus, dass bis 2050 jeder fünfte Erwachsene älter als 65 sein wird und dass es 400’000 über Hundertjährige geben wird. Die Medizin geht davon aus, dass es mit entsprechenden Präparaten gelingen wird, den menschlichen Alterungsprozess zu verlangesamen, aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen, so dass die Leute bis zu 120 Jahre alt werden können. Wollen die das wirklich?

Eine Untersuchung des Pew Research Center hat gezeigt, dass diese Perspektive mehrheitlich keine Zustimmung findet… Bei einer Umfrage gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sie sich selber keiner medizinische Behandlung unterziehen würden mit dem Ziel, 120 jahre alt zu werden… gleichzeitig nahmen sie aber an, dass über zwei Drittel aller Amerikaner (68%) dies wollen würden…

Grosse Mehrheiten finden sich für die Auffassung, die ideale Lebensspanne liege unter 100 Jahren. Grund für diese Befindlichkeit mögen soziografische Ungewissheiten sein: wie wüde sich dieses „Über-Alter“ denn überhaupt gestalten? Müsste man bis 100 Jahre arbeiten? Wie wäre der Gesundheistzustand? Würde diese Altersstruktur nicht die Ressourcen des Landes restlos überfordern, so dass nur Reiche und Reichste sich den „Altersbonus“ leisten könnten? Gäbe es eine Mehr-Klasssen-Gesellschaft, nach Alterskategorien abestuft, so wie sie sich heute bereits in einzelnen kalifornischen Siedlungen abzeichnet, die zu geschützten Alters-Ghetti mutiert sind?

Fragen über Fragen, die natürlich einerseits mit der Frage nach der Lebenserwartung verbunden sind (die ja bekanntlich durch ein Zuviel an Übergewicht beeinträchtigt wird), die aber auch wesentlich zu tun haben mit der Qualität dieses verlängerten Lebens, über die man heute noch so gut wie nichts weiss. – Die spindeldürren Greise, die da im Fernsehen an einem Marathon mitlaufen und sich von Vitaminen ernähren, machen mir keinen  vobildhaften Eindruck.