11/11  Grosser Bruder lässt grüssen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:08

Die Meldung hat einigen Staub aufgewirbelt. Der Britische Lebensmittel-Grossverteiler TESCO plant, an seinen 450 Tankstellen-Shops Scanner zu installieren, mit denen das Publikum in den Warteschlangen beobachtet, erfasst und ausgewertet werden kann.

Ziel dieser Aktion sei es, die Werbebotschaften auf den Bildschirmen, die von den Kunden beim Warten gesehen werden, flexibel auf deren Interessen auszurichten. Deshalb würden vor allem erfasst: Geschlecht und Alter der Kunden. Mit berücksichtigt werde – hiess es – auch die Tageszeit, die einen Einfluss auf die Konsumbedürfnisse der Klientel haben könnte. Aufgrund dieser Fakten werden dem Kunden dann bestimmte Produkte angeboten, die sein Interesse finden könnten. Zudem wird ein Abgleich vorgenommen mit den Waren, die tatsächlich eingekauft wurden.

Vergleichbare Programme würden auch für Spitäler, Flughäfen, Bahnhöfe und Banken geprüft, berichtet Die Welt. Das ist offenbar eine automatisierte Weiterführung der heute schon bestehenden Praxis, wenn mich etwa die Dame am Postschalter, nachdem ich mein Paket aufgegeben habe, noch fragen muss, ob ich ev. eine Autobahn-Vignette ode eine Rolle Kehrichtsäcke kaufen möchte… Die Post verkauft nicht mehr nur eine Dienstleistung, sie hat in zahlreiche weitere Angebote diversifiziert und muss diese nun gewinnbringend unters Volk bringen.

Da die optische Scanner-Erfassung anonym und „neutral“ erfolgt, eröffnen sich ungeahnte Perspektiven. Wird ein Kunde als übergewichtig erfasst, könnte das System den Verkauf gewisser dickmachender Produkte verhindern… oder doch durch einen Preisaufschlag so verteuern, dass dadurch eine abschreckende Wirkung entsteht. Da die Maschine ohne Emotionen arbeitet, gibt es auch keine Diskriminierungs-Probleme, der Scanner verrichtet ohne Anteilnahme seinen Dienst und wird so zum unbestechlichen, gnadenlosen Coach. Schöne neue Welt!