17/11  Ehrenrettung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Vielleicht hat sich bei mir im Lauf der Zeit eine Art schlichtes Gemüt herausgebildet. Wie sonst soll ich mir erklären, dass ich mich heute im Kino sehr angenehm amüsiert habe in einem Film, den noch vor wenigen Wochen die bestausgewiesenen Kollegen von der Filmkritik in Grund und Boden gestampft haben?

Es geht um die neuste Schweizer Militärkomödie Achtung, Fertig WK! Kein gutes Haar liessen die cinéastischen Edelfedern in ihren Verrissen an dem Werklein, es zeige primitivsten Schenkelklopferhumor aus der untersten Schublade, strotze von sexistischen Clichés und von schauspielerischem Versagen und sei überhaupt ein einziger Schandfleck für die siebte Kunst aus Helvetien…

Interessant nur, dass der Streifen, als er dann in die Kinos kam, von Anfang an zum Publikumsrenner wurde, innert weniger Tage zum Spitzenreiter der einheimischen Kassenerfolge avancierte, indem die Zuschauer die Kinosäle förmlich stürmten… Die Mund-zu-Mund-Propganda sprach offenbar eine andere Sprache als der Fachjargon.

Das Phänomen ist ja nicht neu, man kennt es auch vom Boulevard-Theater her, wo seit jeher das gehobene Feuilleton nicht müde wurde, eine Aufführung umso kritischer zu zerfetzen, je besser sich das Publikum im Saal amüsiert hatte. Amüsement schien für viele Rezensenten DIE Todsünde schlechthin zu sein in der Unterhaltungskunst.

Ich jedenfalls, als ich heute endlich im Kino  sass, habe mich redlich unterhalten und meine Mitbesucher ebenfalls. Es war nicht Militärnostalgie allein, die über diesen rasanten Parodien-Spuk ins Schmunzeln und ins Lachen geriet, es hat mich alles sehr angesprochen, das teils recht hintergründige und listenreich fallengespickte Drehbuch, die unverbrauchten Schauspieler in den meisten Rollen, der souveräne Marco Rima, der ganz andere Töne anschlug als in seinen Showprogrammen… kurz: ich bin sehr positiv angetan.

So dass ich es dem Plot nicht einmal übel nehme, dass natürlich wieder ein dicklicher Soldat den Part des Kompanietrottels übernehmen musste, verfressen und immer auf der Suche nach Nahrung, aus Frust wegen fehlender Liebe… denn zuletzt ist er doch auf der Seite der Gewinner, indem er ein Liebchen findet, das zu ihm hält und damit sein Leben wieder ins Gleichgewicht bringt. – Ehrlich, mir hat’s gefallen!