18/11  Extrem abnehmen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:30

Ich war vor einiger Zeit interviewt worden. Eine TV-Zeitschrift hatte mich befragt, was ich von Abspeck-Shows halte, die immer wieder unter verschiedenen Vorzeichen auf dem Bildschirm auftauchen. Da ich auch an dieser Stelle regelmässig und kritisch über solche Formate reflektiere, musste ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten.

Die Journalistin übernahm meine kritischen Ausführungen gerne. Auch sie schien nicht zu viel von diesen Fettmonster-Schauen zu halten. Eine Ausnahme machte ich: die Serie mit der Ernährungsberaterin „Alexa“, welche den ganz normalen Haushalt einer Familie auf seine Schwachstellen hin analysierte und mit geschickter Motivation die Leute dazu brachte, ihr Essverhalten und ihren Lifestyle im Alltag wenigstens teilweise umzustellen…

Keinen guten Faden liess ich am Wettkampf-Abnehmen, wo „belohnt“ wurde, wer das Glück hatte, in kürzester Zeit am meisten Pfunde zu verlieren und der Pechvogel, bei dem das Hungern und Herumgehampele nicht anschlug, doppelt gedemütigt und aus der Show gekippt wurde.

Der Artikel war eine Vorschau auf die neue RTL-Reihe Extrem schwer, die jetzt in diesen Tagen angelaufen ist. Ich hatte bis dahin noch nichts von diesem Projekt gesehen. Man wusste, dass ein „personal coach“ extrem übergewichtige Zeitgenossen während eines ganzen Jahres begleiten würde, um sie so möglichst viel abnehmen zu lassen.

In der ersten Folge nun ging es um Nina (21), die einem BMI von 67 auf die Waage bringt. In der zweiten Folge wird ein junger Mann von 24 Jahren mit 220 Kilo Gewicht zu sehen sein. Also alles spektakuläre Extremfälle, die hier „zur Schau gestellt“ werden, die im richtigen Leben eher selten anzutreffen sind und in erster Linie eine umfassende, medizinisch geführte Therapie nötig hätten.

Den Eindruck zu erwecken, einer so gravierenden Erkrankung sei mit „weniger essen und mehr bewegen“ beizukommen, ist richtig fahrlässig. Und auch wenn sich auf der Waage ein Erfolg einstellt (was angesichts des jugendlichen Alters der Protagonisten durchaus möglich ist), lässt sich daraus keine Langfrist-Prognose ableiten und fällt es schwer zu beurteilen, was der „Promi-Schock“ alles auslösen kann, mit dem sich die Teilnehmenden konfrontiert sehen.

Die erste Sendung hat meine skeptische Grundhaltung bestätigt.