15/1  Bravo, Bundesrat!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Eine Meldung heute Morgen in den Nachrichten. Der Bundesrat habe entschieden, dass die Krankenkassen in der Grundversorgung die Kosten für die Therapie von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen übernehmen müssen. Damit ist ein jahrelanges Seilziehen zugunsten der Betroffenen und der Vernunft im Sinne der Volksgesundheit zu Ende gegangen.

Es war eine mühsame Geschichte. Seit Jahren hatten Kinderärzte, Ernährungsberaterinnen und Sportpädagogen dafür gekämpft, dass die therapeutischen Angebote für Kinder und Jugendliche mit markantem Übergewicht in den ordentlichen Leistungskatalog aufgenommen würden. Gegen den offensichtlichen Widerstand der Kassen wurde ein Versuch durchgeführt mit multidisziplinären Gruppenprogrammen, die sich an betroffene Kinder und deren Eltern wandten. Die Kriterien wurden sehr hart formuliert: zuerst musste erfolgreich abgenommen werden, ehe die Kassen das Geld heraus rückten. Wurden nur wenige Lektionen nicht besucht, verfiel der Anspruch auf Erstattung der Kosten. Lang wurde über die faire Kontrolle und Messung des Erfolgs gestritten und als Ende letzten Jahres die Versuchsperiode auslief, standen zunächst die Zeichen nicht eben günstig, dass die Programme weiter geführt werden könnten.

Und nun kommt diese Botschaft vom bundesrätlichen Entscheid, der nicht nur die bestehenden Gruppenprogramme betrifft sondern ebenso neu auch therapeutische Angebote für einzelne Kinder einschliesst. Damit ist ein wesentliches Zwischenziel in den Massnahmen gegen die zunehmende Adipositas-Epidemie erreicht: Kinder, die schon früh auf den richtigen Weg gebracht werden und bei denen eine allenfalls genetisch angelegte Adipositas gar nicht erst zum Ausbruch kommt, bleiben mit grosser Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsene von der Fettleibigkeit verschont. Die Langzeit-Investition lohnt sich für alle Beteiligten.

Das ist zweifellos das Verdienst des unermüdlichen Kampfes der engagierten Ärzteschaft, aber auch des aktuellen Gesundheitsministers, der – anders als seine Vorgänger – offenbar nicht mit der mächtigen Kassenlobby verbandelt ist. Das weckt Hoffnungen für künftige Entscheide.