18/2  Die unsichtbare Hand

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:56

Schuld ist der liberalisierte Lebensmittel-Markt. So lautet das Fazit einer Studie, welche die Weltgesundheitsorganuisation WHO Anfang Februar publiziert hat. Zitiert wird der Studienleiter, Professor Roberto de Vogli von der University of California, Davis, USA: „So lange die Regierungen nichts unternehmen, um ihre Wirtschaft zu regulieren, wird die unsichtbare Hand des Marktes weiterfahren, Übergewicht und Adipositas weltweit zu verbreiten, mit verheerenden Folgen für die öffentliche Gesundheit und für die wirtschaftliche Produktivität.“

Die Studie wurde von 1999 bis 2008 in 25 Ländern durchgeführt. Erhoben wurde bei einer repräsentativen Gruppe von Personen die Häufigkeit des Fastfood-Konsums pro Jahr und erfasst wurde der BMI. In allen Ländern war der Markt für Leensmittel liberalisiert worden und in allen Ländern hatte der jährliche Verzehr von Fastfood zugenommen: von durchschnittlich 26 auf 32 Einkäufe. Gleichzeitig war der BMI in allen Ländern im Schnitt um einen Punkt angestiegen. In jenen Ländern, in denen strengere Auflagen bezüglich Marketing und Verkauf bestanden, war die Zunahme deutlich geringer.

Die WHO empfiehlt den Regierungen deshalb, mit finanziellen Anreizen und Subventionen den Absatz von gesunden, frischen Lebensmitteln zu fördern und die Industrie mit entsprechenden Auflagen und Vorschriften davon abzubringen, immer mehr hochverarbeitete Nahrungsmittel und Süssgetränke zu produzieren; zudem die Subventionen zu kürzen für jene Produzenten, die grosse Mengen von Düngemitteln, Pestiziden, Chemikalien und Antibiotika einsetzten; ebenso die Werbung für Fastfood strikter zu begrenzen, vor allem jene, die sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Wir hören den Appell. Er ist vertraut und wurde so schon vor Jahren formuliert, aber offenbar verhallt er ohne grosse Wirkung. Die „unsichtbare Hand“ des liberalisierten Marktes ist noch immer stärker.