6/5  Wer soll es bezahlen?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:43

Ewiges Thema: Steuern auf „ungesunden“ Lebensmitteln. Weltweit steht diese Forderung oben auf der Liste der zu treffenden Massnahmen, um die Adipositas-Epidemie in den Griff zu bekommen. Zahlreiche Versuche wurden in verschiedenen Ländern bereits unternommen, mit mehr oder weniger Erfolg. In manchen Ländern ist man schon wieder davon abgekommen. Besonders fragwürdig ist die Sache, wenn solche Steuern primär zur Bereicherung der Staatskasse erhoben werden und nicht, um Mittel für begleitende Kampagnen zu generieren.

Jetzt haben Wissenschafter in England mit einer Modell-Berechnung neue Erkenntnisse gewonnen. Sie haben durchgerechnet, wie weit die Preise etwa für gezuckerte Getränke oder für gesättigte Fette angehoben werden müssten, damit dies eine spür- und messbare Veränderung an der Adipositas-Front bewirkt.

Am Beispiel der Süssgetränke: wenn diese 20 Prozent teurer wären, hätte das einen Langzeiteffekt auf die Adipositas in der Grössenordnung von 1,3 Prozent und auf die Verbreitung von Übergewicht von 1,9 Prozent. Dies ist im Blick auf die gesundheitlichen Aspekte praktisch vernachlässigbar. Um wirklich einen gesundheitförderlichen Effekt zu erzielen und den Konsum deutlich zu drosseln, müssten die Preise so weit angehoben werden, dass die Konsumenten nicht mehr willens oder in der Lage sind, sie zu bezahlen.

Und das unterscheidet die Lebensmittel z.B. vom Tabak: Essen und Trinken sind lebensnotwendig. Steigen die Preise massiv an, trifft dies vor allem die ärmere Bevölkerung, die ohnehin bereits mit Gewichtsproblemen kämpft. Tabak hingegen ist ein Genuss- und Suchtmittel. Dort sollen Steuern und erhöhte Preise zum Verzicht führen.

Über den Preis lässt sich der Lebensmitlkonsum nicht so steuern, dass dies gesundheitsrelevante Auswirkungen hätte, so lautet das Fazit des englischen Forschungsprojektes. Bleibt denn am Ende nur die Option, dass gewisse „böse“ Produkte gar nicht mehr zum Verkauf zugelassen werden? Da öffnen sich neue Kriegsschauplätze.