20/5  Fischers Fritz frisst nicht alles

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:01

Eigentlich hatte man es uns ja verboten. Als kleine Knirpse machten wir uns Fischerruten aus Haselstecken, an die wir eine Schnur banden und am Ende der Schnur befestigten wir einen kleinen Nagel, den wir auf dem Beschlagstock (für die Schuhe) krumm gehämmert hatten. Dann hängten wir die Schnüre in den Feuerwehr-Teich. Der war zwischen den Obstbäumen versteckt, etwa zehn auf zehn Meter gross, gefüllt mit abgestandenem Wasser, das man hätte zum Löschen verwenden können, falls einer der Bauernhöfe im Weiler gebrannt hätte…

Wie tief der Weiher war, wusste niemand. Er war eingefasst von einem schon etwas morschen Holzzaun. Mutter sah uns nicht gerne am Wasser. Es habe in der Tiefe des Teiches nämlich Hakenmänner, sagte sie uns, die würden mit langen Stangen versuchen, die Kinder ins Verderben zu ziehen, so dass wir elendiglich ertrinken müssten. Aber der Jagdinstinkt auf die Fische, die in dem Tümpel langsam zwischen den Wasserpflanzen herum schwammen, war stärker.

Zum Glück fingen wir auf diese Weise nichts, denn in den nackten Angelhaken mochte kein Fischlein beissen und einen lebendigen Wurm aufspiessen mochten wiederum wir nicht so richtig. So blieb das ökologische Gleichgewicht intakt. Jedenfalls so lange, bis der ganze Teich trocken gelegt wurde, weil inzwischen eine neue Wasserleitung mit Hydranten mehr Wirkung bei einem Brand versprach.

Zum Hobbyfischer habe ich es allerdings nie gebracht. Dabei wäre – wie uns die Ernährungsfachleute immer wieder sagen – gerade der Fisch ein gesundes Lebensmittel, dem wir vermehrt zusprechen sollten! Und nun vernehme ich heute aus dem Medien, dass durch den steigenden Fischkonsum die Meere radikal überfischt seien, dass man sich die Deliktesse aus den Ozeanen höchstens noch einmal im Monat gönnen solle, dass die Massen-Aufzucht von Fischen auch keine Lösung sei, denn der Bedarf an Futter sei enorm und die Tiere würden nur dank Antibiotika überleben…

Und nun plant eie EU eine neue Fischerei-Richlinie, welche es den Hochsee-Fischern untersagt, den sogenannten Beifang – also jenes Wassergetier, das nicht kommerziell verwertet werden kann – wieder über Bord zu werfen. Das sei, sagen Spezialisten aufgrund einer Computer-Simulation für die Nordsee, ein höchst problematischer Plan. Er wolle zwar die Meeresbewohner durch eine bessere Selektion davor schützen, eingefangen und dann wieder entsorgt zu werden… aber dadurch würden viele andere Tiere eine willkommene Nahrungsquelle verlieren, so dass der Schaden grösser wäre als ein möglicher Nutzen. – Und schon stecken wir wieder mitten in einem neuen Fisch-Dilemma. Tierfreunde müssten vegetarisch leben.