7/7  Konferenz der Wünsche

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:34

Da klingt viel Resignation an. Letzte Woche, am 3. Juli, fand ein internationales „Webinar“ statt: eine virtuelle Online-Konferenz zur Meinungsbildung in Sachen Kampf gegen die Adipositas-Epidemie. Eingeladen hatten die Lebensmittel-Produzenten in England, als Referenten teilgenommen hatten renommierte Wissenschafter und Forscher, jedermann/frau konnte sich gratis einschreiben, um das Experten-Panel live mitzuhören.

Die schriftliche Essenz, die jetzt publiziert wird, klingt ernüchternd. Zwar sind sich die Experten im Prinzip einig, dass die wirksamste Möglichkeit, den Konsum von „ungeeigneten“ Nahrungsmitteln einzudämmen, in der Erhebung von Steuern (auf Zucker, Süssgetränken, Fett) bestünde, dass jedoch die Regierung (in Grossbritannien) nicht willens wäre, diese Lösung umzusetzen, da sie nach wie vor an eine freiwillige Re-Formulierung der Rezepte und an die Eigenverantwortung der KonsumentInnen glaube.

Die Wissenschafter formulierten ihre Skepsis gegenübver der gouvernementalen Haltung: gerade die einkommensschwache Bevölkerung sei nicht frei im Entscheid, was sie einkaufe, sie müsse sich an billige Produkte halten und diese seien oft sehr zucker- und fetthaltig. Die Regierung müsse per Dekret verbesserte Rezepturen für günstige Lebensmittel erzwingen, doch helfe auch das nichts, solange die geballte Werbe-Macht auf die fettreichen und zuckerhaltigen Produkte fokussiert sei…

Auch gingen im Gespräch die Meinungen auseinander über den „Erfolg“ der Besteuerung in jenen Ländern, die entsprechende Taxen eingeführt haben: während die Wissenschaftler Begeisterung zeigten, formulierten die Regierungsleute ihre Enttäuschung. Die grossen Gesellschaften – für Ernährung, Ernährungsberatung und Forschung – verlangten ihrerseits unisono, dass mehr Wissenschaftlichkeit und weniger Politik in diese Debatte komme.

Das Webinar war ein erster Versuch, die Thematik auf ein öffentlich zugängliches Forum zu tragen. Wer es am 3. Juli verpasst hat, kann immer noch nachträglich mithören und sich hier fürs Abhören akkreditieren.