30/7  Einfach essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:15

Die Innovation macht vor nichts Halt. Eine kleine Mitteilung ist mir heute aufgefallen. Da sucht ein Lebensmittelhersteller nach innovativem Knowhow um eine Verpackung und eine Speiseform zu erfinden, die es erlaubt, streichbare Lebensmittel so aus einem Behälter (Tube oder so) zu drücken, dass man kein Messer benötigt, um das Produkt zu verstreichen…

Diese gesuchte neue Form für die erleichterte Handhabung eines Lebensmittels regt zum Nachdenken an. Wir wissen ja von den Astronauten, die in den Raumstationen leben und lebten, dass sie ihre Nahrung in halbflüssiger Form zu sich nehmen müssen, direkt aus der Tube, weil sonst die Ragout-Stücklein, die Erbsen und die Hörnli einzeln durch die Schwerelosigkeit schweben würden…

Und wir wissen von den Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, zu kauen und zu schlucken, dass ihnen mittels einer Sonde eine Nährlösung direkt in den Magen appliziert wird… aber was soll es  bringen, wenn ich die Nutella, die Erdnussbutter oder die Streichleberwurst nicht mehr mit dem Messer aus der Dose holen und auf meinem Brot verteilen muss, sondern wenn dies alles aus einem zur Zeit noch unbekannten Applikator wie durch Zauberhand hervorquillt und sich selbsttätig verteilt… Denn es geht bei der Ausschreibung nicht nur um die Verpackung, sondern auch darum, durch die Zugabe von Hilfsstoffen die Konsistenz der Speisen zu verändern… allerdings ist noch nicht bekannt, wie.

Wem dient eine solche „Erfindung“? Ist sie gedacht für all die Gestressten, die rund um die Uhr am PC sitzen und keine Hand frei haben, um sich ihr Brötchen zu schmieren? Soll man dank dieser Entwicklung jederzeit und überall unauffällig eine halbkonsistente Speise zu sich nehmen können? Und wo, bitte, soll eine Marktlücke sein für solch ein Angebot?

Vielleicht fehlt mir die Phantasie. Uns hat in der Kindheit die gezuckerte Kondensmilch geschmeckt, die wir direkt aus der blau-weissen Tube gesaugt haben… Das Alu-Gebinde hatte den Vorteil, dass man nach einem kräftigen Zug bloss wieder in die Tube blasen musste, um zu erreichen, dass Mutter nicht auf den ersten Blick mitbekam, was wir angestellt hatten.