2/10  You made my Day

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:37

Damian, mein Bettnachbar, hat meinen Tag gerettet. Unvermittelt im Gespräch erkundigte er sich nach meinem Alter. Er ist hier nach einem schweren Autounfall, bei dem er sich mehrere Knochen und Rippen gebrochen hat, weil er einem Reh auf der Fahrbahn ausweichen wollte und dabei von der Strasse abkam.

Ich nannte ihm die Zahl. – Nein! rief er aus, das kann nicht sein, du bist doch höchstens sechzig! Da ging ein Ruck durch mich hindurch und ich fühlte mich massiv verjüngt, als wäre ich einem Jungbrunnen entstiegen… – Nein, Quatsch, im Gegenteil. Die Trainingseinheiten lasteten bleischwer wie immer auf Muskeln und Knochen und es wurde mir bewusst, dass das Gewicht eine weit schwerer wiegende Bürde ist als das Alter.

Die Übungen waren denn auch wieder präzis darauf ausgerichtet, die einzelnen Schwachstellen anzugehen. Vor allem im Fach Aquamotion wurden diesmal Gelenke und Muskeln in der Beinregion trainiert, von denen wir bislang gar nicht wussten dass es sie gab und dass wir damit so spezielle Bewegungen vollführen können, wie man sie bestenfalls vom Spitzenballett her kennt. Unter Wasser ging das in der Schwerelosigkeit quasi spielerisch und wir entwickelten eine Art von agiler Behendigkeit, die uns über uns selber staunen liess.

Die Nachwehen in Form von Muskelkater werden sich über Nacht einstellen. Aber das soll ja der Sinn der Sache sein, hört man.




1/10  Ganz konkret

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:19

Hilfe im Alltag. Das ist es, was die Ergotherapie vermitteln will. Menschen mit einer Behinderung darin unterstützen, in ihrem Leben autonom bleiben zu können, sich selber in möglichst allen Lagen und Situationen helfen zu können.

Ich hatte heute Nachmittag wieder eine halbe Stunde mit Ergotherapeutin Gordana und wollte diese nutzen, um mit ihr ganz praktische, konkrete Tipps und Empfehlungen zu diskutieren, Kniffs allenfalls. So war mir noch allzu deutlich bewusst, wie ich am Vormittag bei der Massage mit meinem Gewicht bzw. dessen äusserer Dimension zu kämpfen hatte, als es darum ging, aus der Bauchlage in eine sitzende Haltung zu wechseln… ein brutales Unterfangen auf einer allzu schmalen Liege, die mit einer Wolldecke und einem Leintuch so locker bedeckt ist, dass sie unter dir wegrutscht, wenn du dich nur ein wenig seitlich bewegst. Ganz abgesehen davon, was geschieht, wenn du dich m deine Achse zu drehen versuchst, dabei die ganzen Decken mit zerrst, das Gleichgewicht verlierst und dich krampfhaft am Liegenrand festklammern musst, m nicht herunter zu fallen, denn vom Boden hättest du ohne Hilfe nie mehr aufstehen können…

Bis ich schliesslich auf dem Rand der Massageliege sass, war ich schweissgebadet und der ganze wohltuende Effekt der Behandlung durch die Hände des Masseurs war im Eimer. – Gibt es da gewisse Empfehlungen und schlaue Tipps, wie man so etwas besser anstellen könnte? Die Therapeutin war sichtlich zum ersten Mal mit einer solchen Frage konfrontiert.  Man könnte in eine kniende Stellung gehen und dann ein Bein nach dem andern auf den Boden setzen. Klingt gut, ist aber auf dem schmalen Brett nicht machbar, wenn die Knie zu weit auseinander sind…

Für ein zweites Problem hatte sich Gordana vorbereitet. Ich hatte ihr in einem früheren Gespräch gesagt, eine Schwierigkeit gebe es für mich dann, wenn ein Gegenstand zu Boden fällt und unter ein Möbelstück rollt. Dann bin ich nicht in der Lage, mich zu bücken und ihn wieder hervor zu holen. Dafür hat sie einen Greifer mitgebracht: ein elegantes Instrument, das hinten einen Handgriff hat, mit dem sich vorne eine Greifzange schliessen lässt, die punktgenau auch kleine Dinge packen kann. Das wäre eine Lösung für mein Problem. Ganz konkret.

In einem kleinen Shop neben dem Therapieraum kann man diesen und andere nützliche Dinge erwerben. Das werde ich dann wohl tun.