5/11  Traumverkäufer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:47

Als hätten wir es nicht insgeheim längst geahnt. Ein Forscher-Team der Universität Lausanne hat in einer Fünf-Jahres-Untersuchung die „Werbung für Schlankheitsmittel in Schweizer Medien“ analysiert. Das klingt gut und weckt Erwartungen auf relevante Einsichten…

Dann aber kommt die erste Ernüchterung. Als Objekt des Forschungs-Eifers haben die Wissenschafter für ihre Untersuchung die „auflagestärkste“ Publikation der Schweiz unter ihre Lupe genommen. Und was ist das für ein Blatt? Es heisst „Touring“ und ist mit 1,2 Millionen Exemplaren tatsächlich das am weitesten verbreitete Magazin.

Damit hat es sich dann aber auch… wenn ich ein Organ suche für Informationen zum Thema Abnehmen, dann würde ich doch zu allerletzt an den „Touring“ denken, die Gratis-Mitgliederzeitschrift des TCS, die bei mir zuhause jeweils ungelesen in den Papierkorb wandert! Wenn schon, dann an ein Apotheker-Organ, oder die Glückspost, eventuell noch an die Schweizer Illustrierte… ja sogar der Blick hätte mehr Publikumsrelevanz für diese Thematik. Aber der „Touring“?!

Fünf Jahre lang haben die Forscher geforscht (ich wage mir nicht vorzustellen, was das gekostet hat) und akribisch ausgewertet, was in den Inseraten angepriesen wurde. Insgesamt 13 Produkte wurden beworben, die Werbung reichtete sich vorwiegend an Frauen, es wurde eine Gewichtsreduktion zwischen 300 Gramm und einem Kilo pro Tag (!) versprochen. In allen Fällen sei der in Aussicht gestellte „Erfolg“ völlig unrealistisch gewesen, die Preise pro Packung des Mittels seien in etwa vergleichbar gewesen und in über 60 Prozent der Anzeigen sei mit „Vorher-Nachher-Bildern“ geworben worden.

Schlussfolgerung: „In der Schweiz wird mit positiven, ermutigenden Botschaften für Schlankheitsmittel geworben und die Verbraucher werden angelockt mit unerreichbaren, falschen Versprechungen auf einen raschen und leichten Gewichtsverlust. Es ist daher dringend nötig, dass das Publikum neutral und objektiv aufgekärt wird.“

Hätte uns das nicht auch ohne teuren Forschungsaufwand in den Sinn kommen können? Und was folgt nun in der Praxis daraus?