11/12  Ein Un-Wort

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:33

Zum Jahresende hin werden die Worte gekürt. Ausdrücke, die in den vergangenen Monaten die öffentliche – oder zumindest die veröffentlichte – Diskussion geprägt haben. Eine Jury wählt je Land das Wort aus. Heuer war das bei uns ein Zeichen, ein Symbol, das sogenannte Hashtag, auch „Raute“ oder „Gartenhag“ genannt, auf dem Telefon-Display. Massenhaft in Umlauf gekommen durch Twitter, Instagram, Tumblr, Linkedin und andere Social Media.

Parallel dazu werden auch weitere Spezial-Wörter auf den Schild gehoben, so etwa die Formel „Läuft bei dir“ als Jugend-Wort 2014. Umd am anderen Ende der Werte-Skala bdfinden sich dann die Un-Wörter, Begriffe, die einen negativen, bösen, verletzenden Beigeschmack haben, auch wenn sie es in die engere Wahl für das Wort des Jahres geschafft hatten.

Das diesjährige Beispiel betrifft uns ganz direkt. Es lautet: „Landwal“ und benennt eigentlich einen auf dem Land gestrandeten Walfisch, meint jedoch in hämischer Glossierung einen „stark übergewichtigen Menschen“. Und nun? Soll man sich darüber ärgern? Soll man Junge, die diese Formel brauchen, zurechtweisen? Soll man mit der Diskriminierungs-Keule dreinschlagen und darüber jammern, dass es immer die Dicken sind, die fertiggemacht und ausgegrenzt werden?

Ich plädiere für Gelassenheit. Sprachsammler haben ein halbes Wörterbuch von Ausdrücken zusammengetragen, die den gleichen, gewichtigen Sachverhalt in schonungsloser Unverfrorenheit beschreiben. Hier eine kleine, für sich selber sprechende Auswahl:

Anorektische Fettsau – Anti-Elfe – Bombastklops – Bumskugel – Dicklinger – Fettassi – Fleischtsunami – Flubberella – Götterspeisekoloss – Knödelfee – Muffinhüfte – Puddingklotz – Schmalzgrab – Specklawine – Wurstfee…

Da ist der Landwal gerade noch harmlos. Er kann zumindest auf die Hilfe von Greenpeace zählen.